1,6 Millionen Euro für die MS-Forschung

HAMBURG (Biermann) – Prof. Manuel Friese, Direktor des Instituts für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), erhält für sein MS-Forschungsprojekt eine Förderung von rund 1,6 Millionen Euro vom BMBF. Sein Ziel ist es, einen Wirkstoff zu entwickeln, der den voranschreitenden Nervenzelluntergang bei der Multiplen Sklerose (MS) aufhält. Das Forschungsprojekt läuft über 1,5 Jahre.
„Wir wollen ein neues Arzneimittel für die Behandlung neurodegenerativer Prozesse im Zentralnervensystem bei der Multiplen Sklerose entwickeln“, sagte der Projektleiter.
Derzeit befinden sich zur Behandlung der MS ausschließlich antientzündliche Wirkstoffe auf dem Markt, die auf die langfristige Schädigung der Nervenzellen nur einen begrenzten Einfluss haben. Daher besteht ein Bedarf an Wirkstoffen, die Nervenzellen vor entzündlichen Angriffen schützen oder widerstandsfähiger machen können. Dieses wird durch die Entwicklung eines Wirkstoffes zur Blockierung des Ionenkanals „Transient Receptor Potential Melastatin 4 (TRPM4)“ angestrebt.
Dass die Blockade dieses Ionenkanals für die Behandlung der MS einen aussichtsreichen Wirkmechanismus darstellen könnte, hatten Friese und sein Team bereits im Jahr 2012 entdeckt. „Wir konnten im Modell zeigen, dass beim Untergang von Nervenzellen im Rahmen von chronischen Entzündungen des Nervensystems wie MS ein spezielles Molekül namens TRPM4 eine zentrale Rolle spielt“, erklärte Friese.
Das Molekül TRPM4 bildet einen Ionenkanal in der Membran von Nervenzellen. Durch diesen Kanal strömen vor allem Natrium-Ionen von außen in das Innere der Zellen ein. „Durch eine chronische Entzündung wird der Kanal dauerhaft aktiviert, was zu einer Störung des Ionengleichgewichts in den Nervenzellen und zu deren Untergang führt“, erklärte Friese.
Mit der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bereitgestellten Fördersumme kann die Entwicklung von ersten Rohsubstanzen, die den Ionenkanal TRPM4 blockieren, finanziert und damit der erste Schritt von der wissenschaftlichen Erkenntnis zum Medikament getan werden. In einem zweiten Schritt könnten diese Wirkstoffkandidaten dann anschließend mit Unterstützung einer Pharmafirma zu Medikamenten weiterentwickelt werden.
„Für einen Forscher in der Medizin ist das eine aufregende Zeit, denn das Ziel aller unserer Bestrebungen ist es, eine Erkenntnis im Labor tatsächlich in die Medikamentenentwicklung umzusetzen“, sagte Friese. „Die öffentlichen Fördermittel tragen daher entscheidend dazu bei, wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem akademischen Bereich für medikamentöse Therapieansätze nutzbar zu machen.“