"Bewusster Umgang" mit Vitamin D bei Multipler Sklerose gefordert
ALTDORF (Biermann) – Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) weist darauf hin, dass es keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass Menschen mit Multipler Sklerose tatsächlich von der Einnahme von Vitamin D profitieren. In einer aktuellen Stellungnahme schreiben die Experten der DGE, dass "nicht genügend valide Daten aus großen Interventionsstudien zur Vitamin D-Gabe vorliegen". Sie raten deshalb zu einem "bewussten Umgang mit Vitamin D-Präparaten".
Vitamin D bildet der Körper unter Einfluss von Sonnenlicht zum überwiegenden Teil selbst, ein kleinerer Teil stammt aus der Nahrung. Anschließend wandeln Leber und Niere es in zwei Schritten zum aktiven Vitamin D3-Hormon, dem Calcitriol um.
Ob ein Mensch ausreichend mit Vitamin D versorgt ist, beurteilen Endokrinologen durch Messung des 25(OH)-Vitamin D, des Calcidiols. International gilt ein Spiegel von über 30 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) als optimal, 20 bis 29 ng/ml werden als ausreichend angesehen. Bei 10 bis 19 ng/ml spricht man von einem Mangel (Insuffizienz) und unter 10 ng/ml von einem schweren Mangel (Defizienz). Verschiedene Experten und Gremien befürworten auch höhere Werte: Die amerikanische Endocrine Society beispielsweise bezeichnet Werte unter 20 ng/ml bereits als Defizienz.
"Bevor man Vitamin D ohne ausreichende Evidenzen [Beweise] aus Interventionsstudien zur Vorbeugung von Erkrankungen außerhalb des muskuloskeletalen Bereichs breit bei großen Bevölkerungsgruppen einsetzt, bleibt abzuwarten, ob sich die zahlreichen Hinweise aus Assoziations-, Observations- und epidemiologischen Studien sowie kleineren randomisierten, prospektiven Untersuchungsreihen bestätigen werden oder nicht", so DGE-Sprecher Prof. Helmut Schatz aus Bochum.
Quelle: Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) vom 25. Januar 2012