Biomarker unterstützen maßgeschneiderte Therapien
BARCELONA (Biermann) – Auf dem Kongress des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRTIMS) in Barcelona diskutierten Experten neueste Entwicklungen in Diagnostik und Therapie der MS.
Unter den Themen, die die Kongressteilnehmer besonders beschäftigten, war die Frage, wie sich Therapien für den jeweiligen Betroffenen optimal maßschneidern lassen. „Der Ansatz ‚eine Pille für alle’ ist längst überholt. Die Zahl der Behandlungsoptionen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen ist beeindruckend. Es gibt also guten Grund zur Annahme, dass wir Menschen mit MS immer rascher und effektiver helfen können“, erklärte Prof. Xavier Montalban, der Präsident des ECTRTIMS in Barcelona.
Die breite Palette von Therapien werfe zwar Fragen hinsichtlich der Positionierung jeder einzelnen Substanz und der Entwicklung neuer Behandlungspläne auf, könne aber auch die Grundlage für einen wirklich individualisierten Therapieansatz bieten, sagte Montalban.
Immer mehr Forschungsergebnisse zu Biomarkern
Viele Studien, die auf dem ECTRIMS-Kongress präsentiert wurden, tragen genau zu diesem wachsenden Wissensgebiet bei. „Zum Beispiel wurden Daten präsentiert, die zeigen, dass sich mittels Sequenzierung des Erbguts mögliche Biomarker für die Krankheitsaktivität ermitteln lassen.“
Die Abnahme von Hirnmasse und Rückenmark im Bereich der Halswirbelsäule („Halsmark“) wurde als potenzieller Prädiktor für das Fortschreiten der Behinderung und das Ansprechen auf eine Therapie identifiziert. „Studien zeigen, dass die Hirn- und Halsmark-Atrophie bei Menschen mit primär progredienter MS innerhalb von drei Jahren erheblich voranschritt“, fasste Montalban die Untersuchungsergebnisse zusammen. „Das Ausmaß des Verlustes an Hirnsubstanz oder Rückenmark korrelierte leicht mit dem Voranschreiten der Behinderung.“
Ein weiterer möglicher Prädiktor für die Progression der MS ist die kognitive Funktion, berichtete Montalban. „Die kognitive Funktion, MS-bezogene strukturelle Schädigungen von Hirnmasse, funktionelle Konnektivität und die Selbsteinschätzung der Betroffenen bezüglich ihres Gesundheitszustands erweisen sich bei schubförmig remittierender MS als Prädiktoren für das Fortschreiten der Behinderung. Es könnte sich also als zweckmäßig erweisen, die kognitive Funktion und die Selbsteinschätzung der Betroffenen in Bezug auf ihre physische Gesundheit im klinischen Alltag routinemäßig zu erheben und damit wertvolle Informationen für Krankheitsverlauf und -management zur Hand zu haben.“