Den Krankheitsverlauf vorhersagen: Kann ein Bluttest helfen?
CARDIFF (BIERMANN) – Die Faktor H-Konzentration im Blut könnte genutzt werden, um Aussagen über den zukünftigen Verlauf einer Multiple-Sklerose-Krankheit zu treffen.
Auf der Suche nach Anzeichen, die den Krankheitsverlauf vorhersagen könnten, bestimmten britische Wissenschaftler die Faktor H-Konzentration im Blut von 350 Patienten mit Multipler Sklerose. Der Faktor ist an der Regulierung der Immunantwort beteiligt. Er ist Teil des Komplementsystems, zu dessen Aufgaben es gehört, die Oberfläche von Krankheitserregern zu markieren und damit die Zerstörung einzuleiten. Zudem löst er begleitende Entzündungsreaktionen aus.
Die Auswertung der Blutproben weckt Hoffnung, dass ein solches Testverfahren sinnvoll sein könnte. Denn die Konzentration des Proteins war unterschiedlich hoch, je nachdem ob eine sekundär-progressive oder eine schubförmig-remittierende Erkrankungsform vorlag. Vor einem neuen Schub stieg die Proteinkonzentration vorübergehend an, während sie bei einem stabilen klinischen Verlauf keinen Schwankungen unterlag.
Verschlimmerte sich die Krankheit und wechselte in einen progressiven Verlauf, so kündigte sich das, den aktuellen Ergebnissen zufolge, über zwei Jahre hinweg mit einer steigenden Faktor H-Konzentration an.
Eine Multiple-Sklerose-Erkrankung verläuft sehr unterschiedlich, eine zuverlässige Prognose kann zur Zeit nicht gestellt werden. Ein Testverfahren, das zumindest die Schwere des künftigen Verlaufs oder Änderungen innerhalb der nächsten Monate vorhersagen könnte, würde nicht nur dem Patienten helfen, sich auf die Situation vorzubereiten. Auch für den Therapieansatz wären diese Informationen ein wichtiger Zugewinn.
Quelle: Brain, 2010 Jun;133(Pt6):1602-1611