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Dendritische Zellen verhindern Autoimmunreaktion

MÜNCHEN (MedCon) – Dendritische Zellen spielen für die reibungslose Funktion des Immunsystems sowie bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose eine wichtigere Rolle als bislang angenommen. Dies geht aus einem aktuellen Beitrag deutscher Wissenschaftler im Journal of Experimental Medicine hervor.

Seit längerem vermuten Forscher, dass die für die Körperabwehr so wichtigen dendritischen Zellen auch für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Toleranz gegenüber körpereigenen Geweben essenziell sind. "Wir haben Mäuse untersucht, denen dieser Zelltyp von Geburt an fehlt", berichtet Dr. David Vöhringer von der LMU München. "Es hat sich gezeigt, dass bei diesen Tieren Immunzellen überleben, die körpereigenes Gewebe angreifen und so Autoimmunität auslösen. Die dendritischen Zellen leisten also einen entscheidenden Beitrag zum Schutz vor Autoimmunerkrankungen."

Bislang war bekannt, dass die dendritischen Zellen die Abwehr von Krankheitserregern und anderen Eindringlingen steuern, indem sie den für die Immunabwehr wichtigen T-Zellen Proteinbruchstücke (Antigene) der Invasoren präsentieren. Erkennen die T-Zellen dabei körperfremdes Material, löst dies eine Abwehrreaktion des Körpers aus.

Reagieren die T-Zellen hingegen auf körpereigenes Gewebe, müssen sie vollständig und früh vernichtet werden. Dieser Test- und Selektionsprozess findet im Thymus, einem Organ im Brustraum, statt. Die verbleibenden T-Zellen werden jedoch noch ein zweites Mal überprüft, und zwar in den peripheren lymphatischen Organen des Körpers: Es sind vor allem die Lymphknoten und die Milz, in denen diese ständige Qualitätskontrolle abläuft.

Zuständig dafür sind, wie man seit kurzem weiß, ebenfalls die dendritischen Zellen. Sie wandern dazu aus Geweben und Organen, etwa Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Lunge und Haut, kontinuierlich in die Lymphknoten ein und bringen Gewebsmaterial mit, das sie den T-Zellen präsentieren. Reagieren Immunzellen auf die körpereigenen ProteineEiweiße, werden sie inaktiviert oder abgetötet.

Doch die Aufgabe der dendritischen Zellen beschränkt sich nicht nur auf diese so genannte periphere Toleranz, wie die neuen Ergebnisse zeigen. "Unsere Arbeit an Mäusen hat den Nachweis geliefert, dass ohne dendritische Zellen auch die erste und zentrale Selektion von autoreaktiven T-Zellen im Thymus nur noch ineffizient funktioniert", berichtet Vöhringer. "Bei diesen Tieren verlassen auch T-Zellen, die auf körpereigenes Material reagieren, den Thymus. Sie werden dann in den peripheren Organen aktiviert – und lösen Autoimmunität aus." Damit sind die dendritischen Zellen nicht nur für die Körperabwehr essenziell, sondern auch für die gesamte immunologische Toleranz des Körpers.

Quelle: Ohnmacht C. et al., The Journal of Experimental Medicine 2009, 206: 549 – 559; LMU München, Pressemitteilung vom 16.03.2009