Die zusätzliche Gabe von Östriol hilft Frauen mit MS

PHILADELPHIA (Biermann) – Die Gabe von Östriol, einem natürlichen Östrogen, zusätzlich zur immunmodulierenden Standardtherapie senkt die Schubrate von Frauen mit Multipler Sklerose (MS) schneller und scheint die Behinderungsprogression zu bremsen. Dies geht aus einer zweijährigen Studie hervor, die auf dem diesjährigen Jahreskongress der American Academy of Neurology in Philadelphia vorgestellt wurde.
Eine Schwangerschaft senkt bei MS-betroffenen Frauen die Schubrate deutlich, wenn auch nur vorübergehend. Als Ursache hierfür vermuten Forscher, dass die während der Schwangerschaft freigesetzten weiblichen Sexualhormone das
Dass das weibliche Sexualhormon Östriol tatsächlich Nervenzellen vor Angriffen des eigenen Immunsystems schützen könnte, wie Pilotstudien an Tieren vermuten lassen, haben nun US-amerikanische Wissenschaftler in einer Studie mit 164 Frauen mit aktiver MS gezeigt.
Bei fast allen teilnehmenden Frauen waren in den der Studie vorangegangenen zwei Jahren neue
Schnellere Reduktion der Schubrate
Zu Studienbeginn setzten die Forscher alle bisherigen MS-Medikamente der Teilnehmerinnen ab, und die Frauen erhielten nach einer Auswaschphase eine Standardtherapie mit
Wie die Deutsche Ärztezeitung berichtet, war die durchschnittliche jährliche Schubrate in der Gruppe mit der Östriol-Zusatztherapie nach einem Jahr um 45 Prozent geringer als in der Gruppe mit Placebo-Zusatz (0,35 versus 0,6 Schübe).
Die Denk- und Merkfähigkeit der Teilnehmerinnen verbesserte sich unter der Östriol-Kombination um etwa sechs Prozent, bei Frauen mit deutlichen kognitiven Problemen sogar um zwölf Prozent. Unter der Placebokombination stellten die Forscher hingegen keine Veränderung der kognitiven Fähigkeiten fest.
Im Verlauf der zwei Studienjahre blieb die Schubrate unter Östriol konstant, während sie in der Placebogruppe etwas sank. Mit Östriol sei die Rate allerdings noch 37 Prozent geringer gewesen als mit Placebo, der Unterschied sei jedoch nicht mehr signifikant gewesen, berichtet die Ärztezeitung weiter.
Ein ähnliches Bild ergab sich bei der kognitiven Leistung: Sie war in der Östriol-Gruppe konstant geblieben, in der Placebogruppe hatte sie sich etwas verbessert, sodass es auch hier keine signifikanten Unterschiede mehr gab.
Damit scheint die Kombinationstherapie von Glatirameracetat und Östriol zu einer schnelleren Verbesserung zu führen als eine immunmodulierende Therapie allein.
Als Nebenwirkung der Östriolgabe beobachteten die Forscher bei einem Viertel der Frauen eine irreguläre Menstruation. Die Forscher betonten, dass es sich bei der Gabe von Östriol nicht um eine Hormonersatztherapie handele.