Entzündungsprozesse im Gehirn hemmen

GRAZ (Biermann) – Die Hemmung des fettspaltenden Enzyms Monoglyzerid-Lipase (MGL) in
Neurodegenerative Erkrankungen, wie Parkinson oder Alzheimer, stehen im Zusammenhang mit Entzündungsprozessen im Gehirn. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das fettspaltende Enzym Monoglyzerid-Lipase (MGL). Forscher der Arbeitsgruppe um Prof. Robert Zimmermann vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz konnten nun erstmals zeigen, dass die Hemmung der MGL in Sternzellen (Astrozyten) des Gehirns eine entzündungshemmende Wirkung hat, ohne dass unerwünschte Nebeneffekte auftreten.
Die Monoglyzerid-Lipase spaltet Arachidonyl-Glyzerol und setzt so Arachidonsäure frei, die eine wichtige Funktion beim Auslösen von Entzündungsprozessen im Körper hat. Arachidonyl-Glyzerol seinerseits ist ein Endocannabinoid, der im Gehirn an die gleichen Rezeptoren bindet wie psychoaktive Inhaltsstoffe aus Cannabis. Endocannabinoide wirken dadurch entzündungshemmend. Wird MGL mit Hilfe gentechnischer Methoden blockiert, so bleibt mehr Arachidonyl-Glyzerol erhalten, was Entzündungen hemmt. Ein zu hoher Spiegel des Endocannabinoids führt jedoch zu Nebenwirkungen, wie sie auch bei übermäßigem Cannabis-Konsum vorkommen. Dazu zählen unter anderem Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Reaktionsfähigkeit und der Bewegungskoordination.
Nun wurde ein weiterer wesentlicher Zusammenhang entdeckt: „Astrozyten sind maßgeblich an der Bereitstellung von Arachidonsäure für Entzündungsprozesse des Gehirns beteiligt“, erklärte Dr. Gernot Grabner, Erstautor der Studie.
Astrozyten haben im Gehirn vielfältige Funktionen. Unter anderem sind sie an der Blut-Hirn-Schranke beteiligt. Das heißt, sie docken an den Gefäßen an und kontrollieren, welche Stoffe über das Blut ins Organ gelangen. „Wir haben MGL in den Sternzellen ausgeschaltet und konnten zeigen, dass dies vor Entzündungen schützt, und die Nebenwirkungen, die bei einer Blockade von MGL im gesamten Gehirn entstehen, ausbleiben“, berichtet Grabner.
Die Wissenschaftler der Karl-Franzens-Universität Graz kooperierten bei diesen Forschungen mit Kollegen der Medizinischen Universität Graz, der FH Joanneum, des Academic Medical Center Amsterdam sowie des Instituts für Diabetes und Adipositas am Helmholtz-Zentrum München.