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Ernährung kann Verlauf der Multiplen Sklerose beeinflussen

BOCHUM/ERLANGEN (Biermann) – Langkettige Fettsäuren fördern die Entstehung und Vermehrung von entzündlichen Zellen in der Darmwand. Im Gegensatz dazu führen kurzkettige Fettsäuren zur Entstehung und Verbreitung von regulatorischen Zellen des Immunsystems. Dies berichten Bochumer und Erlanger Wissenschaftler in der Zeitschrift „Immunity“.

Der menschliche Darm mit seiner bakteriellen Besiedlung, dem sogenannten Mikrobiom, rückt immer weiter in den Fokus der medizinischen Forschung – auch bei neurologischen Störungen wie der Multiplen Sklerose (MS). Hier mehren sich die wissenschaftlichen Hinweise dafür, dass das Mikrobiom des Darms einen erheblichen Einfluss auf die Krankheitsentstehung und den weiteren Verlauf nehmen könnte. Allerdings unterliegt die Interaktion, die zwischen dem Darm und dem ImmunsystemDas Immunsystem ist ein komplexes System von Zellen und Zellfunktionen in einem Lebewesen. Es dient der Abwehr von fremden Substanzen und Krankheitserregern. stattfindet, unterschiedlichen Einflussfaktoren. Einer davon, der sich in den letzten Jahrzehnten so sehr gewandelt hat wie kaum ein anderer Umweltparameter, ist die Ernährung in den industrialisierten Nationen.

Kurzkettige Fettsäuren können Entzündungsreaktionen unterdrücken

In der aktuellen Kooperationsstudie der Neurologischen Kliniken der Ruhr-Universität Bochum mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen konnten Wissenschaftler sowohl in Zellkultur als auch im experimentellen Modell zeigen, dass langkettige Fettsäuren wie die Laurinsäure die Entstehung und Vermehrung von entzündlichen Zellen in der Darmwand fördern. Im Gegensatz dazu führen kurzkettige Fettsäuren, allen voran die Propionsäure (oder deren Salz Propionat) zur Entstehung und Verbreitung von regulatorischen Zellen des Immunsystems in der Darmwand. Diese können sowohl überschießende Entzündungsreaktionen als auch autoreaktive Zellen, die körpereigenes Gewebe schädigen, unterdrücken.

Interessanterweise konnten diese Beobachtungen im Tierexperiment nicht gemacht werden, sobald der Darm völlig keimfrei war. Dies spricht für eine direkte Beteiligung des Mikrobioms an der Entfaltung der Fettsäure-Wirkung. Weitere Untersuchungen zeigen, dass die Effekte der Fettsäuren weniger auf die einzelnen Keime des Mikrobioms zurückzuführen sind, sondern eher über Stoffwechselprodukte der Bakterien vermittelt werden.

Aussicht auf neue Therapien

Heute gehen Forscher im Hinblick auf die MS und andere Autoimmunstörungen davon aus, dass sie auf einem Ungleichgewicht zwischen den (geschwächten) regulatorischen und den autoimmun-entzündlichen Immunmechanismen basieren. Eine Stärkung der regulatorischen Komponenten, zum Beispiel mittels Propionat als Zusatz zu den etablierten Medikamenten, könnte eine bessere Therapie bedeuten. Die gewonnenen Erkenntnisse wollen die Forscher in Bochum und Erlangen nun nutzen, um diätetische Zusatztherapien zu den bekannten Immuntherapeutika zu entwickeln.