Forscher finden mögliche Erklärung für Geschlechtsunterschiede bei der MS
ST. LOUIS (Biermann) – Wissenschaftler der Washington University in St. Louis haben im Gehirn von Mäusen eine mögliche Erklärung dafür entdeckt, warum die Multiple Sklerose (MS) bei Frauen bis zu viermal häufiger auftritt als bei Männern.
Wie die Forscher in der Zeitschrift „The Journal of Clinical Investigation“ berichten, hatten sie an ihren Versuchstieren herausgefunden, dass MS-anfällige Weibchen eine größere Menge eines bestimmten Eiweißstoffes (S1PR2) produzierten als Männchen. Das Eiweiß S1PR2 ist Teil eines Rezeptors in der Wand von Blutgefäßen.
Außerdem trat das Protein vor allem in den Gehirnbereichen in größeren Mengen auf, in denen auch die MS-typischen Schäden zu finden sind.
„Als wir die Funktion des Rezeptors an unseren Versuchstieren untersuchten, haben wir entdeckt, dass er darüber entscheidet, ob Immunzellen die Blutgefäße durchdringen und ins Gehirn gelangen. Und diese Immunzellen verursachen dann die Entzündungsherde, die bei der MS zu sehen sind“, erklärte Robyn Klein, Seniorautorin der Studie.
Für ihre Studie hatten die Forscher ein Mausmodell der MS gezüchtet, bei dem die Weibchen öfter eine MS entwickelten als Männchen, und anschließend die Genaktivität im Gehirn weiblicher und männlicher Tiere verglichen.
Dabei fanden sie 20 Gene, die bei Weibchen in den von Läsionen betroffenen Gehirnregionen in unterschiedlichem Ausmaß aktiv waren. Von 16 dieser Gene ist die Funktion bislang allerdings unbekannt. Von den restlichen vier Genen fiel den Forschern vor allem die Aktivität von S1PR2 auf. Aus früheren Studien wussten sie nämlich, dass das Protein die Passage von Zellen und Molekülen durch die Wand von Blutgefäßen regelt.
Weitere Experimente zeigten, dass das Gen auch die Durchlässigkeit der
Untersuchten die Forscher Gewebeproben aus den Gehirnen Verstorbener, fanden sie in Proben von MS-Betroffenen höhere Spiegel des Proteins S1PR2 als in Proben von nicht Betroffenen. Gewebeproben von Frauen enthielten außerdem mehr S1PR2 als Proben von Männern. Die höchsten Konzentrationen des Eiweißes fanden die Wissenschaftler in den Gewebeproben von zwei Frauen mit schubförmig remittierender MS.