Geburtsmonat: Einfluss auf MS-Risiko
BERGEN (Biermann) – Der Geburtsmonat gilt als Risikofaktor dafür, wie empfänglich Menschen für eine Multiple Sklerose (MS) sind. Nun haben norwegische Wissenschaftler herausgefunden, dass dieser Zusammenhang vor allem auf lichtarme Regionen der nördlichen Erdhalbkugel zutrifft.
Wie Øivind Torkildsen von der Haukeland Universität in Bergen und seine Kollegen in den "Acta Neurologica Scandinavica" berichten, hatten sie 17 Literaturquellen auf einen Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung und MS-Risiko untersucht. Dabei fanden sie vor allem in Studien, die dieser Fragestellung in der nördlichen Hemisphäre nachgegangen waren, einen Anstieg der MS-Häufigkeit bei im Frühjahr geborenen und weniger Fälle bei im Herbst geborenen Menschen.
Auf der südlichen Hemisphäre waren die Verhältnisse genau umgekehrt, mit einem Maximum im November und einem Minimum im April. Drei Studien, die in Regionen mit einem generell geringen MS-Risiko durchgeführt worden waren, hatten gar keinen Zusammenhang zwischen dem Geburtsmonat und dem MS-Risiko gefunden.
In fünf Studien entdeckten die Wissenschaftler einen Einfluss des Geburtsmonats auf das Fortschreiten der MS, in zwei davon auch eine Korrelation zwischen Geburtsmonat und Alter bei Erstmanifestation der schubförmig remittierenden MS. Dabei schienen Personen, die in den Wintermonaten Geburtstag haben, die MS-Diagnose in jüngeren Jahren zu erhalten. Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Geburtsmonat und der Progression der MS fanden die Wissenschaftler nicht.
"Der Einfluss des Geburtsmonats auf das MS-Risiko lässt sich immer wieder nachweisen, wobei der Effekt in Hoch-Risiko-Regionen, also Regionen mit geringer Sonneneinstrahlung, besonders stark zu sein scheint. In Regionen mit starker Strahlungsintensität besteht dieser Zusammenhang nicht oder nur schwach", schlussfolgern die Forscher aus ihren Ergebnissen.
Die Ergebnisse deuteten auf eine mögliche Rolle des Vitamin-D-Spiegels während der Schwangerschaft oder in den ersten Lebenswochen hin, schreiben Torkildsen und seine Kollegen weiter. Deshalb sollte die potenzielle Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung überprüft werden, empfehlen die Wissenschaftler.
Quelle: Acta Neurol Scand Suppl. 2012;(195):58-62. doi: 10.1111/ane.12040.