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Gemeinsam – Hand in Hand

Eine Multiple-Sklerose-Diagnose krempelt das ganze Leben um. Sämtliche Pläne werden plötzlich über den Haufen geworfen. Bislang wichtige Dinge werden nebensächlich und die Multiple Sklerose rückt in den Mittelpunkt der Gedanken. Wie geht mein Leben weiter? Was bedeutet Multiple Sklerose für meine Familie? Und wie wird meine Beziehung nach dieser Diagnose weitergehen?

Multiple Sklerose ist eine große Herausforderung für ein Paar. Wenn die drängendsten Fragen der Therapie geklärt sind, wächst die Sorge, ob die Beziehung dieser Belastung standhält. Psychologen sind der Ansicht, dass tragfähige Beziehungen, die auf Vertrauen, Respekt und Offenheit beruhen, solche Schwierigkeiten wie eine MS-Diagnose meistern und sogar an ihnen wachsen. Wenn beide Partner gemeinsam eine Strategie im Umgang mit der Multiple Sklerose entwickeln und nach Problemlösungen suchen, können sie die Situation besser bewältigen. Voraussetzung ist, dass auch schwierige und angstbesetzte Themen nicht ausgeklammert, sondern ehrlich besprochen werden. Diese Hürde zu nehmen fällt leichter, wenn ehrliche Gespräche schon vor der Diagnose zur Beziehung gehörten. Doch wenn sich zwei Menschen lieben und achten, ist es nie zu spät, sich einander zu öffnen.

Liebe und MS: Für den Partner da sein

In guten wie in schlechten Tagen zueinander stehen – das versprechen sich Eheleute vor dem Altar. Multiple Sklerose setzt dieses Versprechen nicht automatisch außer Kraft. Zwar gibt es auch Ehen, die in einer solchen Situation in die Brüche gehen. Doch oft ist eine MS-Diagnose dann der Auslöser, nicht aber die Ursache. Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass die Beziehung schon vorher Risse hatte.

Dass Multiple Sklerose eine Beziehung verändert, ist unbestritten. Die Einschnitte sowohl in das persönliche als auch das gemeinsame Leben sind gravierend, wenn die gesamte Lebensplanung überdacht oder eine berufliche Neuorientierung erfolgen muss. Beide Partner erleben ein Wechselbad der Gefühle und müssen sich zusammenraufen. Auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein und damit Unabhängigkeit zu verlieren, ist nicht einfach.Umgekehrt ist es schwierig, den MS-betroffenen Partner zu unterstützen und zu entlasten, ohne ihn durch Fürsorglichkeit zu bevormunden. Das verlangt von beiden viel Verständnis und Geduld sowie viele, viele Gespräche. Immer wieder müssen sich beide um ein gleichberechtigtes Miteinander bemühen, ohne dass Multiple Sklerose als zentrales Thema die Beziehung dominiert. Es kann darum anfangs hilfreich sein, unter der Anleitung eines Paartherapeuten zu üben, wie man in dieser sehr speziellen Situation besser miteinanderreden kann.

MS-Betroffene: Hilfe annehmen lernen

Multiple Sklerose lässt sich nicht alleine schultern. Auch wenn man noch so sehr auf seine Eigenständigkeit bedacht ist oder versucht, dem Partner möglichst wenig "zuzumuten", um ihn zu schonen. Insbesondere Frauen neigen dazu, sich für alles verantwortlich zu fühlen, und packen lieber selbst an, als um Unterstützung zu bitten. Doch ohne Hilfe geht es irgendwann nicht mehr. Frühzeitige, gemeinsame Überlegungen mit dem Lebensgefährten oder den Angehörigen helfen, die Angst vor der Abhängigkeit abzubauen. Offene Gespräche über das Thema MS schaffen Klarheit, wo innerhalb der Familie Entlastung zu finden ist und wo externe Hilfe in Anspruch genommen werden muss. So lässt sich ein Unterstützer-Netzwerk aufbauen, auf das bei Bedarf verlässlich zurückgegriffen werden kann. Ob neben dem Partner auch Eltern, Kinder, Freunde oder Verwandte einbezogen werden oder sich eine professionelle Hilfe um die Pflege, den Haushalt oder die Hausaufgaben der Kinder kümmert, ist dabei weniger entscheidend. Viel wichtiger ist der Entschluss, Hilfe von anderen ohne schlechtes Gewissen anzunehmen und Pflichten zu delegieren. So bleibt mehr Raum für eigene Bedürfnisse und mehr Zeit für den Partner.

MS und Beziehungen: Nur die Liebe zählt

Vielen Paaren ist im Zusammenleben eine befriedigende Sexualität wichtig. Bei Menschen mit Multiple Sklerose besteht jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit für sexuelle Funktionsstörungen. Damit sind sie zwar nicht allein, denn auch Gesunde sind davon betroffen. Schätzungsweise 40 Prozent aller Frauen und etwa 30 Prozent aller Männer haben das gleiche Problem. Trotzdem wird selten drüber gesprochen. Schwierigkeiten beim Sex sind selbst in unseren aufgeklärten Zeiten noch immer ein Tabuthema.

Unter sexuellen Funktionsstörungen leiden die Lebenspartner meist ebenso wie der Multiple Sklerose Betroffene selbst, wenn das Thema nicht auf den Tisch kommt. Schweigen aus Scham oder der innere Rückzug aus Angst vor körperlichem Versagen werden vom anderen oft als Ablehnung interpretiert. So entstehen belastende Verlustängste. Wer jetzt über den eigenen Schatten springt und das heikle Thema Multiple Sklerose und Sexualität anspricht, kann nur gewinnen. Normalerweise reagieren Partner eher erleichtert und verständnisvoll, wenn sich herausstellt, dass es sich "nur" um ein körperliches Problem handelt und nicht um Lieblosigkeit.

Selbst wenn sich die Sexualität infolge körperlicher Einschränkungen aufgrund der Multiple Sklerose verändert, so muss doch niemand auf Zärtlichkeit, Nähe und Erotik verzichten. Vielen Paaren sind Streicheleinheiten und gemeinsame Intimität wichtiger als der Akt als solcher. Es gibt unendlich viele Spielarten der Sexualität und für fast jedes Problem eine Lösung. Medikamente, erotische Hilfsmittel oder Stellungsvarianten beim Sex sind nur einige der Möglichkeiten. Wichtig ist, mit dem Partner liebevoll und ehrlich darüber zu sprechen, wie sich die Sexualität für beide Teile befriedigend gestalten lässt. Auch hier kann ein Paartherapeut helfen, die Kommunikation in Gang zu bringen. Nur eines sollte absolut tabu sein: aus Scham zu resignieren. Sexualität ist eine wichtige, Lebensfreude schenkende Energiequelle für Menschen mit oder ohne Multiple Sklerose. Es wäre schade, Sexualität aus Scham oder wegen körperlichen Einschränkungen aufzugeben.


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