Geringe Therapietreue mit weitreichenden Konsequenzen
DRESDEN (Biermann) – Immunmodulierende Wirkstoffe wie Interferon beta oder
Die Forscher hatten dazu Daten des Deutschen Arzneiprüfungsinstitutes (DAPI) herangezogen, aus denen sie die Zahl der neuen oder wiederholten Verschreibungen immunmodulierender Substanzen innerhalb von 730 Tagen extrahierten. Die Therapietreue (Adhärenz) errechneten die Wissenschaftler als Quotient aus dem verschriebenen Bestand der Arzneimittel für einen bestimmten Zeitraum und der Zeitspanne bis zur nächsten Verschreibung. Ergibt dieser Quotient einen Wert von mindestens 80 Prozent, gilt dies als Therapietreue.
Insgesamt werteten die Forscher 52.516 Therapiezyklen von rund 50.000 Patienten aus und errechneten daraus einen Adhärenzwert von nur 39,9 Prozent. Lediglich 32,3 Prozent der Studienteilnehmer waren am Ende der zweijährigen Beobachtungsphase noch therapietreu und hatten die Behandlung mit immunmodulierenden Medikamenten nicht unter- oder abgebrochen. Zwischen den untersuchten Substanzen bestanden keine signifikanten Unterschiede.
Therapieabbruch führt deutlich früher zu Schüben
Dass der Abbruch einer immunmodulierenden Therapie den Verlauf der MS negativ beeinflussen kann, belegen Wissenschaftler der Universität Neapel. Sie hatten bei 128 Personen mit schubförmig-remittierender MS retrospektiv die Zeitspanne bis zum nächsten Schub untersucht und dabei zwischen therapietreuen und therapieabbrechenden Studienteilnehmern unterschieden.
Über einen mittleren Zeitraum von 108 Monaten beendeten 60 Studienteilnehmer ihre Behandlung mit immunmodulierenden Medikamenten vorzeitig, es traten 89
Bei Teilnehmern, die die Behandlung abgebrochen hatten, war die Zeitspanne bis zum nächsten Schub deutlich kürzer als bei Teilnehmern, die therapietreu waren. Sie betrug nach Therapieabbruch durchschnittlich 31,1 (10,4 - 50,8) Monate, unter Therapie hingegen durchschnittlich 85,8 (58,6 - 106,3) Monate.
Diese weitreichenden Folgen auf den Verlauf der MS müssten sich Betroffene und Ärzte bei der Beratung ihrer Patienten deutlich machen, raten die Autoren.