Störungen der Koordination sind eine häufige Begleiterscheinung bei Multipler Sklerose. Die Symptome sind meist eine Folge geschädigter Nervenfasern im Kleinhirn. Das Kleinhirn ist im Zentralen Nervensystem (ZNSZentralnervensystem) die oberste Zentrale für den Gleichgewichtssinn und die Koordination der Körperbewegungen. Entstehen hier oder in den zu- bzw. ableitenden Nervenfasern im Rahmen der Multiplen Sklerose Entzündungsherde, so führt dies zu Beeinträchtigungen von Funktionen, bei denen ein abgestimmtes Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen und/oder die Gleichgewichtswahrnehmung notwendig sind. Letzteres ist besonders beim Gehen, Treppenlaufen oder auch fast allen sportlichen Aktivitäten der Fall.
Die Koordination unterschiedlicher Muskelaktivitäten spielt aber auch eine Rolle bei allen Verrichtungen mit den Händen, beim Sprechen, Kauen oder Schlucken sowie bei den Bewegungen der Augen. Störungen des Gleichgewichtssinns und der Koordination sind typische MS-Symptome und können zu Schwindel, Zittern (TremorZittern von Körperteilen, insbesondere der Hände/Finger.) und Gangstörungen führen.
Störungen im Kleinhirn mit starken Auswirkungen
Da wir nie einen Muskel allein einsetzen, sondern immer verschiedene Muskelaktionen miteinander koordinieren müssen, kann eine Beeinträchtigung des Koordinationssystems im Kleinhirn aufgrund von Multipler Sklerose zu schwereren Störungen in Gleichgewicht und Koordination (AtaxieAls Ataxie wird eine Störung der Koordination von Bewegungsabläufen bezeichnet, die infolge einer gestörten Abstimmung der entsprechenden Muskelgruppen auftritt.) führen. In der Folge sind Symptome wie Gangunsicherheit oder nachlassende Geschicklichkeit mit den Händen ebenso möglich wie Veränderungen des Sprachcharakters oder Kau- und Schluckstörungen. Darüber hinaus äußern sich Entzündungsherde in Kleinhirn oder Hirnstamm nicht selten in Form von Schwindel unterschiedlicher Art oder auch als Zittern (= lat. Tremor), insbesondere bei einer Zielbewegung wie z. B. beim Ergreifen eines Gegenstandes. Man nennt dies IntentionstremorZittern der Hände, das bei Annäherung an ein bestimmtes Ziel beginnt oder zunimmt..
Störung des Gleichgewichts und Schwindel bei MS
Schwindel bei MS wird durch eine Störung der am Gleichgewichtssystem beteiligten Sinnesorgane wie Augen, Gleichgewichtsorgan (im Innenohr) sowie Muskel- und Gelenkrezeptoren verursacht. Beim gesunden Menschen leiten diese diverse Informationen zum Gehirn. So kann eine Einschätzung der Lage im Raum und der erforderlichen Bewegung vorgenommen werden. Die Stellung des Schädels relativ zum Körper sowie zum Boden, auf dem wir stehen, kann ebenfalls erfasst werden. Letztendlich wird auf diese Weise das Gleichgewicht wahrgenommen und somit die Balance ermöglicht.
Unterschiedliche Formen des Schwindels bei MS
Bei Multipler Sklerose sind Schwindelgefühle meist auf Schädigungen der Nerven zurückzuführen. Häufig werden sie von einem NystagmusAugenzittern (unwillkürlichen Bewegungen der Augen) begleitet. Bei einer direkten Schädigung der Gleichgewichtsbahn leiden die betroffenen Menschen unter einem Drehschwindelgefühl. Es ist ein Gefühl ähnlich der Seekrankheit und kann zu Anfang auch mit Übelkeit verbunden sein. Schwindel muss allerdings kein MS-Symptom sein, sondern kann auch als Folge von Kreislaufstörungen auftreten oder mit Verspannungen bzw. Schädigungen an der Halswirbelsäule einhergehen.
Beim Auftreten von Schwindel unterscheidet man zwischen zwei Formen:
Unsystematischer Schwindel äußert sich in einem Gefühl der Benommenheit oder Ohnmacht. Die Ursache dieses Schwindels ist im Bereich des Gehirns und seiner Funktionen anzusiedeln.
Systematischer Schwindel (Vertigo) wird vom Betroffenen als "Scheinwelt" zwischen sich und der Umwelt wahrgenommen. Diese Form des Schwindels ist auf Störungen im Bereich der Gleichgewichtsorgane zurückzuführen. Gangstörungen bei MS
Gangstörungen bei MS
Gangstörungen und Gangunsicherheit können bei Multipler Sklerose durch viele Faktoren hervorgerufen werden. Neben Schwindel und Ataxie können auch Taubheitsgefühle in den Gliedern, FatigueTypisches MS-Symptom: Es zeichnet sich durch sehr schnelle Ermüdbarkeit sowie körperliche und geistige Erschöpfbarkeit des Betroffenen aus. oder SpastikUnwillkürlich und "federnd" erhöhte Muskelspannung, die bei rascher aktiver oder passiver Bewegung zunimmt, entsteht bei zentralen Lähmungen. Gangstörungen verursachen. Gangstörungen werden vom behandelnden Arzt mittels verschiedener Tests festgestellt. Hierbei werden die Muskelkraft, die Beweglichkeit und der Grad einer Spastik gemessen, um im nächsten Schritt geeignete Behandlungsmethoden einzuleiten. Sprechen Sie mit Ihrem Neurologen über mögliche Therapien. Bei MS-Symptomen wie Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen und Schwindel, Zittern und Gangstörungen eignen sich sowohl medikamentöse Behandlungen als auch Physiotherapien.