Immunprotein entscheidet über MS-Pathologie
ST. LOUIS (MedCon) – Wissenschaftler haben eine Erklärung dafür gefunden, warum bei MS-Patienten bestimmte Bereiche des Gehirns angegriffen werden. Danach bestimmt die Reaktion des Gehirns auf ein von invasiven T-Zellen produziertes Protein, ob das Rückenmark oder das Kleinhirn Ziel des Angriffs sind. Dies berichten Forscher nach Tierversuchen im Journal of Experimental Medicine.
Bei den meisten MS-Patienten beeinträchtige die Erkrankung vor allem das Rückenmark und die weiße Substanz des Gehirns, erklären die Wissenschaftler. Ein geringer Prozentsatz der Betroffenen entwickele allerdings eine untypische Form der Erkrankung, die vor allem das Kleinhirn betreffe – den Teil des Gehirns, der die sensorische Wahrnehmung und die Bewegung kontrolliere, so die Forscher weiter. "Bei diesen Patienten schreitet die Erkrankung schneller fort, ihre Prognose ist besonders düster", erklären sie.
Wie die Forscher nun herausgefunden haben, entscheidet die Reaktion des Gehirns auf ein bestimmtes Immunprotein, das sogenannte Interferon-g (IFNg) darüber, welchen Teil des zentralen Nervensystems die bei MS ins Gehirn eingedrungenen T-Zellen attackieren. So litten Mäuse, die gegen IFNg unempfindlich waren, unter Entzündungen des Kleinhirns und des Stammhirns, ihr Rückenmark blieb hingegen verschont, schreiben John Russell von der Washington University und Kollegen. Mäuse, die intakte IFNg-Rezeptoren hatten und den Stoff daher wahrnahmen, zeigten die gegenteilige Reaktion.
Wie die Reaktion des Gehirns auf IFNg den Angriff der T-Zellen genau steuert, ist bislang nicht bekannt, allerdings vermuten die Forscher, dass IFNg im Rückenmark die lokale Produktion von Proteinen auslöst, die wiederum die T-Zellen anlocken. Die Entschlüsselung der Details der Kommunikation zwischen T-Zellen und Gehirnzellen könnte den Forscher zu mehr Verständnis über die verschiedenen Manifestationen der MS bei Menschen verhelfen, ist Russell optimistisch.
Quelle: Rockefeller University Press, 13. 10.2008 Journal of Experimental Medicine 2008, published online October 13.