Immunzellen sollen MS heilen
DURHAM (Biermann) – Wissenschaftler der Duke Universität in Durham, USA, glauben, eine neue Therapiemöglichkeit gegen Autoimmunreaktionen – wie sie bei Multipler Sklerose oder rheumatoider Arthritis – auftreten, gefunden zu haben: Sie wollen einen seltenen Typ von Immunzellen isolieren, im Labor vermehren und anschließend den Betroffenen per Infusion zuführen. Entsprechende Versuche haben die Forscher bereits an Mäusen durchgeführt.
Bei den Immunzellen, deren Wirkung sich die Wissenschaftler zunutze machen wollen, handelt es sich um einen Subtyp der B-Lymphozyten, der normalerweise die Immunreaktionen des Körpers kontrolliert und damit Autoimmunreaktionen verhindert. Diese so genannten regulatorischen B-Zellen produzieren den Signalstoff Interleukin-10 (IL-10) und kommen – trotz ihrer wichtigen Rolle innerhalb des Immunsystems – nur in geringer Zahl im Körper vor.
Der Immunologe Thomas F. Tedder und seine Kollegen hatten an Mäusen untersucht, wie das IL-10 von den regulatorischen B-Zellen gebildet wird und dabei entdeckt, dass die untersuchten B-Lymphozyten nur dann in Aktion treten, wenn ein ganz bestimmtes
"Da die B-10-Zellen extrem selten sind, war es für uns wichtig, einen Weg zu finden, diese Zellen außerhalb des Körpers zu vermehren und damit verfügbar zu machen", erklärte Tedder. Denn normalerweise sterben B-Zellen in Kultur rasch ab. Dennoch gelang es den Wissenschaftlern, die B-10-Zellen so zu kultivieren, dass sich ihre Zahl millionenfach vermehrte.
"Nun sind wir in der Lage, einer Maus B-10-Zellen zu entnehmen, sie über neun Tage zu kultivieren und zu vermehren und danach 8000 Mäuse mit Autoimmunreaktionen erfolgreich zu behandeln", erklärte Tedder stolz. Am Mausmodell der Multiplen Sklerose führte die Infusion der so gewonnenen Zellen zu einem deutlichen Rückgang der Symptome.
Nun wollen die Forscher herausfinden, wie sich B-10-Zellen im menschlichen Körper verhalten und wie sie sich vermehren lassen.
Quelle: Nature, 14. Oktober 2012. doi: 10.1038/nature11501.