Kinderwunschbehandlung: Einfluss auf MS
BUENOS AIRES (Biermann) – Argentinischen Forschern zufolge erhöhen reproduktionsmedizinische Therapien bei unerfülltem Kinderwunsch das Risiko für eine erhöhte Aktivität der Multiplen Sklerose. "Wenn MS und Unfruchtbarkeit zusammenfallen, versuchen die Betroffenen, mithilfe der Reproduktionsmedizin schwanger zu werden", erläuterte Dr. Jorge Correale vom Raúl Carrea Institute for Neurological Research in Buenos Aires. "Angesichts der Rolle einiger Reproduktionshormone bei Autoimmunreaktionen haben Frauen mit MS, die wegen Unfruchtbarkeit behandelt werden, ein besonders hohes Risiko, dass ihre MS schlimmer wird."
Um den Einfluss reproduktionsmedizinischer Behandlungen auf die Aktivität der MS besser zu verstehen, analysierten die Wissenschaftler die Daten von 16 Frauen mit MS, die sich wegen Unfruchtbarkeit in Behandlung befanden. Diese verglichen sie mit den Daten von 15 Frauen ohne MS und 15 Frauen mit MS, aber ohne reproduktionsmedizinische Behandlung.
Die Ergebnisse zeigten, dass 75 Prozent der Frauen mit MS eine Verschlechterung ihres Zustandes infolge der Kinderwunschbehandlung erlitten. Insgesamt erhöhte eine Kinderwunschbehandlung das Risiko für eine Verschlechterung der MS um das Siebenfache, das Risiko für eine höhere MS-Aktivität im MRT stieg sogar um das Neunfache. Die Autoren merkten an, dass es sich bei 73 Prozent der Exazerbationen um neue Symptome handelte und 27 Prozent einer Verschlechterung vorbestehender Symptome zugeschrieben wurden.
"Unsere Befunde zeigen eine signifikante Zunahme der MS-Aktivität nach einer Kinderwunschbehandlung", schlussfolgerte Dr. Correale. "Neurologen sollten die potenzielle Verschlechterung der MS im Hinterkopf haben, um Nutzen und Risiken der Kinderwunschbehandlung mit Betroffenen diskutieren zu können."
Quelle: Ann Neurol., 3. Oktober 2012. doi: 10.1002/ana.23745. [Epub ahead of print]