KKNMS-Empfehlung , zum Einsatz von Corona-Medikamenten bei Menschen mit MS

Die Multiple Sklerose allein ist im Fall einer Corona-Infektion kein Risikofaktor für einen schweren Verlauf – anders kann das im Zusammenspiel mit einem Alter von über 50 Jahren, fortgeschrittener Behinderung, Begleiterkrankungen oder bestimmten MS-Medikamenten aussehen. So ist bei Behandlungen mit sogenannten S1P1-Modulatoren oder B-Zell-Depletion mit einem abgeschwächten Impfschutz zu rechnen.
Die Impfung ist und bleibt jedoch die wichtigste Strategie in der Prävention einer Corona-Infektion. Prof. Dr. Heinz Wiendl, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Münster und Sprecher des Vorstandes des KKNMS betont: „Eine vollständige Impfung inklusive der dritten Impfung soll unter allen MS-Therapien und bei allen MS-Patienten unbedingt erfolgen.“
Antivirale Substanzen und monoklonale Antikörper
Kommt es doch zu einer COVID-19-Erkrankung, können mittlerweile aber auch Medikamente eingesetzt werden. Neben antiviralen Substanzen zählen dazu spezielle Antikörper. „Diese monoklonalen Antikörper können das Virus zumindest teilweise „neutralisieren“, bevor dieses eine schwere COVID-19 Erkrankung hervorruft“, so Priv. Doz. Dr. Clemens Warnke, Oberarzt am Universitätsklinikum Köln und Mitglied im Fachausschuss Versorgung und Therapeutika des KKNMS. Entscheidend für den Erfolg dieser Medikamente ist der frühzeitige Therapiebeginn. Allerdings ist beim Einsatz dieser Medikamente eine strenge Abwägung von Risiko und Nutzen erforderlich.
KKNMS Empfehlung vom 21. Januar 2022
Ob und wann Corona-infizierte Personen mit MS solche Medikamente erhalten sollten, dazu hat der Fachausschuss Arzneimittel und Versorgung des KKNMS am 21. Januar 2022 eine Empfehlung veröffentlicht. Darin heißt es: „Grundsätzlich stellt allein die Diagnose einer Multiplen Sklerose ohne das Vorliegen von Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf keine Indikation für den Einsatz von monoklonalen Antikörpern oder antiviralen Substanzen dar.“
Der Einsatz von COVID-19-Medikamenten kann dem Ausschuss zufolge aber erwogen werden, wenn infizierte MS-Betroffene einen S1P1-Modulator oder eine B-Zell-Depletion erhalten. Ebenso gilt die Empfehlung, wenn aus anderen Gründen keine ausreichende Impfantwort gegen SARS-CoV-2 erreicht wird. Der Einsatz der COVID-19-Medikamente sollte allerdings spätestens sieben nach Tage nach Symptombeginn starten.
Den frühzeitigen Einsatz von COVID-19-Medikamenten empfiehlt das Gremium auch, wenn andere Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf vorliegen. Für Menschen mit MS können das beispielsweise ein Alter von über 50 Jahren, ein höherer Behinderungsgrad (