Körpereigene Substanz kann MS-Progression stoppen

BOSTON (Biermann) – Ein körpereigenes Coenzym könnte US-amerikanischen Wissenschaftlern zufolge Angriffe des Immunsystems gegen den eigenen Körper verhindern und helfen, bereits entstandene Schäden wieder zu reparieren.
Wie die Forscher in den „Nature Communications“ berichten, hatten sie an Versuchstieren mit experimentell erzeugter MS gezeigt, dass das Coenzym NAD+ akute und chronische Entzündungsprozesse stoppen kann, in dem es die Entwicklung von sogenannten CD4+ T-Zellen kontrolliert. Diese Immunzellen stehen im Verdacht, an der Entstehung der MS beteiligt zu sein.
Bei Mäusen, denen die Forscher die schädlichen Immunzellen zusammen mit NAD+ verabreichten, setzte die künstlich erzeugte MS deutlich später ein und nahm einen schwächeren Verlauf als bei Tieren, die nur CD4+ T-Zellen erhielten.
„NAD+ ist ein Universalmolekül, das möglicherweise nicht nur zur Behandlung von Autoimmunstörungen, sondern auch von anderen akuten und chronischen Störungen wie Allergien, chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen, Sepsis und Immunschwäche eingesetzt werden kann“, sagte Dr. Stefan G. Tullius, Chef der Abteilung für Transplantationsmedizin am Brigham and Women's Hospital in Boston, USA.
Darüber hinaus zeigten die Wissenschaftler, dass NAD+ die Integrität von Geweben wiederherstellen kann, was MS-Betroffenen mit fortgeschrittenen Schäden an der Myelinschicht helfen könnte.
„Da NAD+ ein natürliches Molekül ist, das in allen lebenden Zellen und damit auch in unserem Körper vorkommt, hoffen wir, dass eine entsprechende Arznei gut vertragen wird“, sagte Dr. Abdallah ElKhal, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.