Krafttraining kann Muskeln und Nerven stärken
TRONDHEIM (BIERMANN) – Ein gezieltes Training, das die Muskeln stärkt, könnte sich auch positiv auf die Nervenbahnen auswirken, die diese Muskeln kontrollieren. Das könnte eventuell helfen, MS-Symptome zu lindern, die von diesen Stellen ausgehen.
Zu diesem Ergebnis kamen norwegische Wissenschaftler, die untersuchten, wie sich ein Krafttraining auf das Nervensystem bei Multipler Sklerose auswirkt. Dafür teilten sie die 14 an der Studie teilnehmenden MS-Patienten nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein: Die erste Gruppe trainierte fünfmal pro Woche gezielt die Muskulatur des Beines und der Fußsohle, während sich die zweite Gruppe nicht sportlich betätigte. Beide Gruppen behielten ihre zusätzliche Therapie bei.
Nach drei Wochen bestimmten die Forscher bei allen Studienteilnehmern die elektrische Muskelaktivität, mit der Aussagen über eventuelle Erkrankungen oder Einschränkungen in Muskeln oder Nervenbahnen getroffen werden können. Zudem untersuchten sie unter anderem den sogenannten H-Reflex der Patienten – hierfür wird zunächst ein muskelkontrollierender Nerv im Rückenmark elektrisch erregt und dann gemessen, wie der zugehörige Muskel, zum Beispiel der Wadenmuskel, reagiert.
Die Wissenschaftler kamen aufgrund ihrer Ergebnisse zu dem Schluss, dass ein gezieltes Krafttraining auch die Reizweiterleitung vom Nerv zum Muskel bei Multipler Sklerose verbessern könne. Das könnte zum Beispiel dabei helfen, Koordinationsstörungen abzumildern. Negative Auswirkungen des Trainings konnten sie nicht feststellen.
Aber nicht nur die Nerven profitieren von dem gezielten Training: Frühere Untersuchungen legten bereits nahe, dass MS-Patienten mit einer gestärkten Muskulatur Beschwerden entgegenwirken können.
Quelle: European Journal of Applied Physiology, Onlineveröffentlichung vom 30. Mai 2010