Kurze Psychotherapie kann Menschen mit MS bei Schlafstörungen und Depressionen helfen
CHICAGO (Biermann) – Patienten mit Multipler Sklerose leiden häufig an Schlafstörungen, oft verbunden mit Depressionen und Ängsten. Eine neue Studie zeigt, dass die Betroffenen schon von einer nur 16-wöchigen Psychotherapie profitieren können. An der Untersuchung nahmen 127 Menschen mit MS teil, die an Depressionen litten. Anhand kurzer telefonischer Befragungen wurde zu Studienbeginn das Ausmaß der depressiven Symptome ermittelt.
Danach wurden die Studienteilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe erhielt eine kognitive Verhaltenstherapie, die andere eine unterstützende emotionsfokussierte Therapie. Beide Therapien wurden über das Telefon durchgeführt.
Vor Therapiebeginn, während der Therapie und nach Therapieabschluss wurden die Patienten auf Depressionen, Schlafstörungen, Ängste und verschiedene Kriterien der Lebensqualität hin untersucht.
Ein Großteil der Patienten (78%) gab zu Studienbeginn an, mindestens dreimal in der Woche Schlafprobleme zu haben. Nach der Psychotherapie waren es nur noch 43 Prozent. Die vor allem gegen die Depressionen der Patienten gerichtete Psychotherapie verbesserte Einschlafprobleme. Die stärkste Schlafverbesserung wurde bei den Patienten erreicht, deren Depressionen und Ängste am meisten abnahmen.
Allerdings litt ein erheblicher Anteil der Probanden trotz Linderung der depressiven und der Angstsymptome weiter an Schlafstörungen.
Die Forscher von der Northwestern University, Chicago, gehen davon aus, dass die Behandlung von Depressionen und Ängsten das Potenzial hat, Schlafstörungen bei Patienten mit MS deutlich zu lindern, sie aber möglicherweise nicht ausreicht, um die mannigfaltigen, mit Schlafstörungen verbundenen Probleme bei diesen Patienten in Angriff zu nehmen.
Nach der Psychotherapie litten 27 Prozent der MS-Betroffene weiter an einer Majoren Depression und 21 Prozent wiesen weiter Angstsymptome auf. Die Wissenschaftler schlagen vor, dass MS-Patienten auf alle primären Schlafstörungen gescreent und auf Depressionen, Angst und Schmerzen hin untersucht und behandelt werden sollten.
Quelle: J Behav Med. 2011;34(2):92-101.