Mehr schlecht als recht – Joints als Therapie?
ST. PAUL (Biermann) - Der Konsum von Marihuana könnte sich nachteilig auf die intellektuellen Fähigkeiten auswirken, wie eine aktuelle Untersuchung aus Minnesota nahelegt. Demnach heben die negativen Effekte der Droge einen möglichen positiven Einfluss in der MS-Therapie auf.
Ob ein kontrollierter Konsum von Marihuana einen therapeutischen Nutzen birgt, wird nicht nur unter Betroffenen kontrovers diskutiert. So deuten wissenschaftliche Untersuchungen beispielsweise darauf hin, dass die Wirkstoffe aus der Hanfpflanze Schmerzen, Spastiken und Blasenfehlfunktionen bei MS abmildern können. Der regelmäßige Marihuana-Konsum hat aber – wie der jeder anderen Droge auch – einen negativen Einfluss auf die Gesundheit.
Um das Für und Wider des therapeutischen Einsatzes besser abwägen zu können, testeten amerikanische Wissenschaftler, inwieweit die Droge die geistigen Fähigkeiten von Menschen, die unter MS leiden, beeinflusst. An ihren Untersuchungen nahmen insgesamt 50 Betroffene teil, die in zwei Gruppen unterteilt wurden. Die Personen der ersten Gruppe gaben an, dass sie regelmäßig Cannabis konsumierten – durchschnittlich bereits seit 26 Jahren.
72 Prozent von ihnen rauchten täglich Marihuana, die restlichen 28 Prozent mindestens einmal pro Woche. Die 25 Teilnehmer der zweiten Gruppe berichteten, dass sie bereits seit vielen Jahren nicht mehr mit der Droge in Kontakt gekommen waren. Alle Angaben wurden mittels Urintests überprüft.
Anschließend testeten die Forscher die geistigen Fähigkeiten aller Versuchsteilnehmer. Ihre Auswertung zeigte, dass die Personen, die regelmäßig Cannabis konsumierten, in den Tests durchschnittlich schlechter abschnitten.
So waren beispielsweise die Aufmerksamkeitsspanne und die Denkgeschwindigkeit häufig vermindert. Die Anzahl der Personen, die als geistig beeinträchtigt eingestuft wurden, war in dieser Gruppe im Vergleich zu den Nichtkonsumenten doppelt so hoch.
Da viele Betroffene im Verlauf ihrer MS ohnehin mit kognitiven Beeinträchtigungen zu kämpfen haben, raten die Wissenschaftler – aufbauend auf ihren Forschungsergebnissen – davon ab, die MS-Therapie durch Cannabisprodukte zu ergänzen.
Quelle: American Academy of Neurology (AAN), Mitteilung vom 22. März 2011