Mikrogliazellen
HEIDELBERG (Biermann) – Heidelberger Neurophysiologen haben herausgefunden, unter welchen Bedingungen Immunzellen des Gehirns Nervenzellen angreifen. Die Forschungsergebnisse könnten helfen, die bei Morbus Alzheimer und Multiple Sklerose ablaufenden Prozesse besser zu verstehen.
Wie die Forscher entdeckten, veranlassen Bruchstücke von Bakterienhüllen zusammen mit einem Botenstoff des
Die Untersuchungen führten die Wissenschaftler an Hirnschnitten durch, die sie in einem Nährmedium am Leben erhalten und so die komplexen Interaktionen zwischen Nerven- und Immunzellen über längere Zeit beobachten konnten. An solchen Hirnschnitten testeten die Forscher die Reaktion des Zellverbands auf Substanzen, die bei neurologischen Störungen eine Rolle spielen.
Bakterienbaustein allein aktiviert nur mäßig – keine Gefahr für Nervenzellen
Dabei zeigte sich, dass sich die Mikrogliazellen sowohl von Bestandteilen der Bakterienhülle als auch vom Botenstoff der
Gaben die Forscher die Bakterienbruchstücke und Interferon-gamma gemeinsam zu den Proben, gaben die Mikrogliazellen eine so große Menge an Abwehr- und Entzündungsstoffen ab, dass sie damit auch die Nervenzellen vergifteten.
Besonders das von den Mikrogliazellen zur Bakterienabwehr freigesetzte Gas Stickstoffmonoxid (NO) setzte den Nervenzellen zu. Unterdrückten die Wissenschaftler die NO-Bildung in den Mikrogliazellen durch Zugabe eines speziellen Hemmstoffs, verlief die Abwehrreaktion milder, die Nervenzellen überlebten. „Eventuell eröffnet sich damit eine neue therapeutische Möglichkeit, um die Nervenzellen bei entzündlichen Erkrankungen zu schützen“, erklärte Prof. Oliver Kann, Leiter der Arbeitsgruppe Allgemeine Neurophysiologie am Institut für Physiologie und Pathophysiologie.