Passen meine Medikamente zusammen?

Dr. Dennis Stracke setzt sich mit seinem Team unter anderem für die Aufklärung über Wechselwirkungen von Arzneimitteln ein. Was genau hiermit gemeint ist, haben wir den Apotheker gefragt.
Herr Dr. Stracke, werden mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen, kann es zu sogenannten Arzneimittel-Interaktionen kommen. Was genau ist mit diesem Begriff gemeint?
Eine Arzneimittel-Interaktion oder auch –Wechselwirkung führt dazu, dass die Verfügbarkeit und die Wirksamkeit eines Arzneimittels verändert werden. Das kann auf zwei verschiedenen Ebenen geschehen. Man unterscheidet pharmakokinetische und pharmakodynamische Arzneimittelinteraktionen.
Mit der Pharmakokinetik sind alle Prozesse gemeint, denen ein Arzneimittel unterliegt, wenn es in den Körper gelangt. Dazu gehören die Freisetzung, Aufnahme (Resorption), Verteilung, Verstoffwechslung (Metabolisierung) und Ausscheidung.
Die Pharmakodynamik hingegen beschreibt die Wirkung, die im Körper durch das Arzneimittel hervorgerufen wird. Beispiele hierfür wären, wenn zwei Wirkstoffe denselben Rezeptor ansteuern oder auf das gleiche Organ wirken. Auch hierbei kann es zu Wechselwirkungen kommen.
Welche Auswirkungen können solche Interaktionen möglicherweise auf den Therapieerfolg haben?
Der Therapieerfolg wird durch Interaktionen immer beeinflusst. Die Wahrscheinlichkeit für Arzneimittelwechselwirkungen nimmt mit der Anzahl der verschriebenen bzw. gleichzeitig eingenommenen Arzneimittel zu.
Interaktionen können auf ganz unterschiedliche Art und Weise entstehen, wobei sich die häufigsten bei der Verstoffwechslung (Metabolisierung) ereignen. Bei der Metabolisierung werden die Arzneistoffe durch
Umgekehrt kann durch eine Hemmung des Abbaus (Enzyminhibition), die Wirkung eines Arzneimittels verstärkt oder verlängert werden. Meistens führt dieser Effekt zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Was sind in der täglichen Praxis die wichtigsten Wechselwirkungen auf die ein MS Patient achten sollte?
Das hängt ganz von der
Anders sieht es bei den oralen Therapeutika aus. Teriflunomid, Dimethylfumarat, Fingolimod und Cladribin können theoretisch auf allen pharmakokinetischen Ebenen mit anderen Arzneimitteln interagieren. Da jedoch bei der Verstoffwechselung das größte Interaktionspotential liegt, sollte man bei Wirkstoffen, die über die Leber abgebaut werden (Teriflunomid, Fingolimod), aufpassen.
Es gibt Arzneimittel, die den Abbau von Teriflunomid und Fingolimod verstärken. Dadurch kann die Wirksamkeit der Immuntherapeutika herabgesetzt und die Krankheitsaktivität erhöht werden. Beispiele hierfür wären das Antibiotikum Rifampicin oder Johanniskraut. Aber auch Carbamazepin gehört dazu, ein Wirkstoff der häufig bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt wird. Einen gegenteiligen Effekt haben zum Beispiel Ketoconazol und andere Präparate gegen Pilzinfektionen. Diese können die Verfügbarkeit von Fingolimod erhöhen und die damit einhergehende Einwirkung auf das
Fingolimod kann sich darüber hinaus ungünstig auf die Herzfrequenz auswirken und sollte bei Patienten, die Antiarrhythika und Antihypertonika einnehmen, mit Vorsicht angewendet werden.
Bei welchen Wirkstoffen in der MS-Therapie sind Wechselwirkungen häufig?
Insgesamt kann man sagen, dass die Injektionstherapeutika – also Glatirameracetat und die
Wie gehen Sie mit der Thematik in der Praxis um, (stellen Sie als Apotheker Arzneimittel-Interaktionen fest)?
Wir hinterfragen regelmäßig die Medikation unserer Patienten und prüfen diese auf Interaktionen. Bei neuen Patienten führen wir standardmäßig eine umfassende Arzneimittelanamnese durch. Das heißt, wir dokumentieren alle Medikamente, die der Patient einnimmt. Neben den neurologischen Präparaten sind das häufig Vitamin-Präparate, Nahrungsergänzungsmittel, freiverkäufliche Medikamente oder solche, die der Hausarzt verschrieben hat. Wir kontrollieren dann, ob alle Wirkstoffe miteinander kompatibel sind. Sollte uns etwas auffallen, setzen wir uns sofort mit dem Patienten oder gegebenenfalls mit dem behandelnden Arzt in Verbindung.
Unser Angebot einer telefonischen Beratung wird sehr gerne von den Patienten in Anspruch genommen. Wir nehmen uns dabei viel Zeit für die Betroffenen, denn eine sichere und erfolgreiche Arzneimitteltherapie ist unser höchstes Anliegen! Dieser Service steht den Patienten Montag bis Freitag von 8-17 Uhr zur Verfügung.
Tipp: Weitere Informationen zum Schwerpunkt Multiple Sklerose der BerlinApotheke finden Sie unter www.berlinapotheke.de/unsere-schwerpunkte/ms/.