Rauchen als Brandbeschleuniger bei MS
BERLIN (Biermann) – Die Multiple Sklerose (MS) nimmt bei Rauchern einen schwereren Verlauf und schreitet schneller voran als bei Nichtrauchern. So lautet das Ergebnis einer Studie mit 895 Betroffenen, über die britische Neurologen jetzt in der Fachzeitschrift "Brain" berichten.
"In der Bevölkerung verbindet man mit den Gesundheitsrisiken des Rauchens meist Lungenkrebs und Gefäßverschlüsse", kommentierte Prof. Ralf Gold, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), die Ergebnisse seiner britischen Kollegen. "Rauchen hat aber noch eine dritte Dimension", erklärte Gold weiter: "Der heiße Rauch und die Teerstoffe regen das
Um Genaueres über den Einfluss des Rauchens auf die MS zu erfahren, hatten Prof. Cris S. Constantinescu an der Universität von Nottingham und Kollegen die Daten von 895 MS-Betroffenen ausgewertet. Zum Zeitpunkt der Diagnose waren 49 Prozent der Studienteilnehmer regelmäßige Raucher gewesen.
Als die Wissenschaftler nun diese Gruppe mit Teilnehmern verglichen, die niemals geraucht hatten, zeigte sich, dass die MS bei den Rauchern eindeutig weiter fortgeschritten war: Auf der sechs Punkte umfassenden Skala
Mit Zigaretten wächst das Risiko einer Behinderung durch MS
Zwar hatten andere Studien schon gezeigt, dass Rauchen mit einem erhöhten Risiko einhergeht, eine MS zu entwickeln. Welchen Einfluss die Zigaretten auf den Verlauf der MS haben, war aber nicht eindeutig geklärt. Hier zeigte sich, dass die Raucher ein um 64 Prozent höheres Risiko hatten, den Schweregrad 4 auf der EDSS-Skala zu erreichen, bei dem man nicht mehr voll gehfähig ist.
Das Risiko, den Schweregrad 6 zu erreichen, ab dem man ohne Unterstützung nicht weiter als 100 Meter gehen kann, war für Raucher um 49 Prozent erhöht. "Dies ist eine wichtige Arbeit, die zudem schwedische Studien ergänzt, bei denen Forscher des Karolinska-Instituts bei rauchenden Frauen teilweise eine noch größere Erhöhung des Risikos fanden", bemerkte Gold.
Rauchstopp verbessert die Prognose
Die britische Studie fand auch erstmals Beweise für den möglichen Nutzen eines Rauchstopps bezüglich des Fortschreitens der MS. Der Verzicht auf Zigaretten nützte sowohl Betroffenen, die vor dem Ausbruch der MS mit dem Rauchen aufgehört hatten, als auch denjenigen, die erst später auf Zigaretten verzichteten. Für beide Gruppen sank das Risiko, einen EDSS-Wert von 4 oder 6 zu erreichen, um etwa ein Drittel im Vergleich zu Personen, denen es nicht gelang, mit dem Rauchen aufzuhören.
Quelle: DGN, 15. Juli 2013