Rauchen erhöht das MS-Risiko
UMEÅ (Biermann) – Rauchen ist und bleibt ein Risikofaktor für Multiple Sklerose (MS) – vor allem für junge Menschen. Dies bestätigt eine aktuelle schwedische Studie, deren Autoren sich nicht auf die Aussagen der Studienteilnehmer zu ihrem Rauchverhalten, sondern auf messbare Blutwerte gestützt haben. Jonatan Salzer und seine Kollegen von der Umeå University hatten in den Blutproben von mehr als 500 Personen, darunter 192 Menschen mit MS, den Cotinin-Wert bestimmt. Cotinin ist ein Stoffwechselprodukt des Nikotins und eignet sich besonders als Maßeinheit für den Tabakkonsum. Eine einfache Untersuchung von Urin oder Blut ermöglicht so eine Aussage über das Rauchverhalten der Person, aber auch darüber, wie groß bei Nichtrauchern die Menge des inhalierten Rauchs durch Passivrauchen ist.
Dabei fanden die Wissenschaftler, dass Cotinin-Werte von mehr als 10 ng/ml mit einem um 50 Prozent höheren MS-Risiko verbunden waren. Dieser Schwellenwert entspricht einer Belastung mit Zigarettenrauch, der Passivraucher in Restaurants oder Diskotheken ausgesetzt sind. Für Personen, die bei Abnahme der Blutprobe jünger als 26 Jahre alt waren, war das nikotinbedingte MS-Risiko sogar mehr als doppelt so hoch.
"Der Vorteil unserer Studie ist, dass die ausgewerteten Blutproben schon Jahre vor Ausbruch der Multiplen Sklerose genommen wurden. Das minimiert das Risiko für Erinnerungsverzerrungen und umgekehrte Kausalitäten", erklären die Forscher. Darüber hinaus deute sich an, dass die mit dem Rauchen assoziierten immunologischen Vorgänge, die zur Entstehung einer MS beitragen, schon in jungen Jahren auftreten.
Eine weitere Studie, die den Einfluss des Rauchens auf das MS-Risiko analysierte und in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift "Multiple Sclerosis" erschienen ist, konnte darüber hinaus zeigen, dass Rauchen in der Schwangerschaft das Risiko des Kindes, später eine MS zu entwickeln, verdreifacht. Die Forscher vermuten, dass die beim Rauchen ins Blut übergehenden Substanzen, darunter viele Gifte, die Myelinbildung beim Fötus negativ beeinflussen. Genauere Untersuchungen stehen jedoch noch aus.
Quelle: Multiple Sclerosis, 20. Dezember 2012; doi: 10.1177/1352458512470862;
Multiple Sclerosis 2013, 19: 106-111