Schutz vor chronischen Schmerzen

HEIDELBERG (Biermann) – Heidelberger Wissenschaftler haben einen Mechanismus entdeckt, der Nervenzellen nach einer Verletzung oder MS-bedingten Schäden vor chronischer Überempfindlichkeit schützen kann.
Nervenschäden bei Multipler Sklerose, Diabetes oder nach Unfällen verursachen häufig chronische Schmerzen, für die es bislang keine befriedigende Therapie gibt. Auch die Suche nach den molekularen Ursachen für solche Neuropathien gestaltet sich schwierig: Bei einer Verletzung am Rückenmark verändert sich die Aktivität hunderter Gene und
„Es ist extrem schwierig, in diesem komplexen Zusammenspiel genau die Faktoren auszumachen, die unmittelbar mit dem Schmerzempfinden zusammenhängen“, erklärte Dr. Rohini Kuner, Geschäftsführende Direktorin des Pharmakologischen Instituts der Universität Heidelberg. Dennoch gelang es der Wissenschaftlerin zusammen mit Forschern der Hebräischen Universität in Jerusalem, Israel, und der Harvard Medical School in Boston, USA, die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu finden.
Dabei handelt es sich um das Protein SerpinA3N, das im Tierversuch den wesentlichen Unterschied zwischen anhaltender Schmerzüberempfindlichkeit und normalem, wieder abklingendem Wundschmerz nach einer Nervenverletzung ausmachte. Während ein hoher Spiegel an SerpinA3N die Mäuse vor Überempfindlichkeit und Neuropathie schützte, hatte sein Fehlen beziehungsweise ein Mangel eine anhaltend höhere Empfindlichkeit gegenüber leichten Druckreizen zur Folge.
Neue Wirkstoffe gegen Lungenentzündung blockieren Nervenschmerzen
Als Faktor, der eine Überempfindlichkeit auslöst, identifizierten die Forscher das Enzym
Zusammen mit einem Team des Deutschen Krebsforschungszentrums um Prof. Bernd Armold zeigte er außerdem, dass das Protein in diesem Fall nicht von Leukozyten stammt, sondern von anderen Immunzellen, den sogenannten T-Zellen, die in das verletzte Nervengewebe einwandern. „Auch dieser Mechanismus war vorher noch völlig unbekannt“, so Vicuna.
„Diese Ergebnisse liefern uns mehrere neue Ansatzpunkte für Therapien: Man könnte die Leukozyten-Elastase oder eventuell auch die Einwanderung der T-Zellen hemmen. Für beide Wege befinden sich bereits Wirkstoffe in der Entwicklung, allerdings zur Behandlung anderer Erkrankungen“, sagte Kuner.