Spastik lindern bei MS

In der Folge kann der Muskel mehr oder weniger dauerhaft verkrampfen. Grundlegend lassen sich Spastiken durch regelmäßige Physio- und Ergotherapie verbessern.
Spastik tritt eher selten zu Beginn der MS auf, sondern entwickelt sich erst im weiteren Verlauf. Betroffen sind rund 70 Prozent der Menschen mit MS, weshalb es zu den häufigsten Symptomen zählt.
Spastische Bewegungsstörung
Die meist schmerzhafte Versteifung der Muskelpartien heißt offiziell spastische Bewegungsstörung („spastic movement disorder“, SMD). Grundsätzlich kann jeder Muskel eine solche Störung entwickeln. Am häufigsten trifft es jedoch die Bewegungsmuskeln in den Beinen und Armen. Die Muskeln können permanent angespannt sein. Sie können sich aber auch plötzlich anfallsartig mehrfach hintereinander zusammenziehen und somit die Beweglichkeit schlagartig beeinträchtigen.
Das macht den Alltag oft mühsam. Bewegungen fallen schwerer. Betroffene können nicht mehr weit gehen und die Gefahr zu stürzen nimmt zu. Auch nicht sichtbare Spastiken können die Lebensqualität mindern, etwa wenn eine versteifte Beckenbodenmuskulatur die Blasenfunktion beeinflusst. Häufig leidet zudem die Schlafqualität.
Achtung, Spastik-Trigger!
Verschiedene Faktoren können eine Spastik auch verschlechtern. Dazu zählen beispielsweise eine volle Blase, Verdauungsstörungen, aber auch Stress und starke Gefühlsausbrüche. Grippale Infekte können ebenfalls spastische Bewegungsstörungen verstärken.
Bewegung erhält Beweglichkeit
In den meisten Fällen lässt sich die
Physiotherapeuten empfehlen auch regelmäßig zu Hause zu üben, um die Funktion der Muskeln beizubehalten. Das können beispielsweise folgende Übungen sein:
Übung bei einer Armspastik
Setzen Sie sich an einen Tisch. Legen Sie die Handfläche auf die Tischfläche. Falls Ihre Hand verkrampft ist, öffnen Sie gegebenenfalls die Finger mit der anderen Hand. Stützten Sie jetzt die Hand fest auf den Tisch, als wollten Sie ihn nach unten drücken. Halten Sie den Druck für circa 5 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung 3- 5mal.Übung bei einer Beinspastik
Im Sitzen: Strecken Sie das Bein, so gut es geht nach vorne. Legen Sie einen Schal, einen Yoga-Gurt oder ein Thera-Band® um den Fußballen und halten Sie die Enden des Schals, Gurts oder des Bandes mit beiden Händen fest. Ziehen Sie es dann sanft zu sich. Sie dehnen dadurch die Rückseite der Waden.
Ergotherapie zum Erhalt der Selbstständigkeit
Im Zusammenspiel mit dem Physiotherapeuten unterstützen Ergotherapeuten Betroffene, den Alltag mit Spastik zu bewältigen. Sie üben unter anderem den Umgang mit Hilfsmitteln wie Anziehhilfen, Spezialbesteck zum Essen oder Rollator.
Bei einer Armspastik kümmert sich der Physiotherapeut beispielsweise um eine notwendige Muskelstreckung, um das Ergreifen einer Gabel zu ermöglichen. Der Ergotherapeut trainiert die Feinmotorik, die erforderlich ist, um das Besteck zum Mund zu führen. Außerdem kennen Ergotherapeuten zahlreiche Tipps und Hilfsmittel, die das Alltagsleben erheblich erleichtern können.
Laufbandtraining, Feldenkrais, Hippotherapie
Um eine größere Gesamtbeweglichkeit zu erreichen, eignen sich unter Umständen auch Methoden wie Feldenkrais, Reittherapie (
Ebenso die Reit- oder Hippotherapie : Sie normalisiert den Muskeltonus, verbessert die Koordination von Bein- und Rumpfmuskulatur und insbesondere die Spastik der Beine. Auch bestehende Schmerzen können sich so im Laufe der Therapie verbessern.
Tipp: Welche Therapieform am besten passt, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Oft lohnt es sich, mehrere Methoden miteinander zu kombinieren und praktisch zu testen, ob eine Übung guttut. In jedem Fall sollten Arzt, Therapeuten und Betroffene gemeinsam ein ganzheitliches Behandlungskonzept entwickeln.
Übrigens: Das Bewegungstraining auf www.aktiv-mit-ms.de hält ca. 60 Übungsvideos bereit, mit denen sich unterschiedliche Körperbereiche trainieren lassen. Aktiv mit MS Mitgliedern können das Training im vollen Umfang nutzen.