Sport und Fatigue: Richtig trainieren bei chronischer Erschöpfung

Herr Weiß, wie lässt sich der positive Einfluss von Bewegung auf
Mit Bewegung oder körperlicher Aktivität lassen sich Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit sowie Koordination und Gleichgewicht verbessern. Sport macht Betroffene, die ansonsten schon beim Treppensteigen oder alltäglichen Verrichtungen schlapp werden, wieder leistungsfähiger. Aber ich möchte betonen, dass es hier nicht um Hochleistungssport geht, sondern eher um körperliche Aktivität.
Welche Sportarten oder sportlichen Betätigungen eignen sich für Menschen mit MS?
MS-Betroffene sollten Aktivitäten vorziehen, die sich gut planen und steuern lassen. Bei Mannschaftssport oder Ballsportarten mit Gegnern und Fremdeinwirkung ist die Steuerung schwierig. Von daher empfehle ich Ausdauersportarten, wie beispielsweise Spazierengehen, Walken, Nordic Walking, und wenn es möglich ist, auch Jogging.
Wie sollte man in ein Training einsteigen? Und wie häufig trainieren?
Wer die Möglichkeit an seinem Wohnort hat, kann sich einer REHA-Gruppe mit speziellen Angeboten für MS-Betroffene anschließen. In Hessen könnte man beispielsweise über die Internetseite des Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands e.V. nach entsprechenden Sportangeboten in der näheren Umgebung suchen, um dort unter Anleitung eines Trainers mit anderen Betroffenen zu trainieren.
Wer auf eigene Faust trainieren will, sollte mit einer Pulsuhr unterwegs sein, um seine Herzfrequenz zu kontrollieren. Die Belastungsobergrenze für den Puls ist 180 minus das Lebensalter. Diese Grenze sollte nicht überschritten werden, um Überanstrengung zu vermeiden. Man muss sich nicht immer komplett fordern, bereits eine leichte körperliche Anstrengung ist ausreichend und hat positive Effekte.
Welche Fehler sollten beim Training vermieden werden?
Man sollte nicht zu intensiv trainieren. Man beginnt einfach und lässt das Training komplexer werden. Beim Krafttraining beispielsweise wiederholt man die Übungen für die Beine, für den Rücken und für den Schulter-Nacken-Bereich jeweils circa. 15-20 Mal und macht anfangs nur eine Serie. Das reicht. Später steigert man dann auf zwei oder drei Durchgänge. Ganz wichtig: Qualität geht vor Quantität. Also lieber weniger Übungen, die aber dafür korrekt ausgeführt werden.
Welche allgemeinen Tipps zur körperlichen Aktivität haben Sie für MS-Betroffene mit Fatigue?
Dranbleiben. Körperliche Aktivität ist im Hinblick auf die Fatigue für alle MS-Betroffenen empfehlenswert. Auch wenn man müde ist, sollte man sich bewegen. Wer sich zu viel schont verliert Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Und im schlimmsten Fall auch seine sozialen Kontakte, weil er die Sportgruppe aufgibt, Treppensteigen vermeidet oder seine Freunde nicht mehr trifft. Dadurch geht viel Lebensqualität verloren. Durch Bewegung gewinnen Betroffene Lebensfreude, Kraft und erfahren Selbstwirksamkeit. Das heißt, sie merken, dass sie aktiv etwas gegen die Symptome der Abgeschlagenheit tun können.