Statine bei MS: Keine Hinweise auf einen Nutzen
GLOSTRUP (Biermann) – Aufgrund ihrer immunmodulierenden und für das Nervenwachstum wichtigen (neurotrophen) Wirkung gelten blutfettsenkende Medikamente (Statine) als potenzielle MS-Therapeutika. Nach Auswertung mehrerer Studien raten dänische Wissenschaftler von einem Einsatz von Statinen bei schubförmig remittierender MS (RRMS) oder klinisch isoliertem Syndrom (CIS) jedoch eher ab.
Das Team um Gorm Pihl-Jensen hatte die Daten von acht Studien (5 zu Statinen als Zusatztherapie zu Interferon-beta bei RRMS, 1 zur Statin-Monotherapie bei CIS, 1 zur Statin-Monotherapie bei optischer Neuritis, 1 zur Statin-Monotherapie bei sekundär progredienter MS) ausgewertet. Metaanalysen mit den Daten der fünf RRMS-Studien ergaben keinen signifikanten Effekt der Zusatztherapie mit Statinen. Stattdessen zeigte sich auf Basis neuer T2-Läsionen, des Anteils von Teilnehmern mit einem Schub und der Gehirnatrophie ein Trend zu verstärkter MS-Aktivität.
In der Studie zu Statinen bei sekundär progredienter MS (SPMS) führte die Statin-Monotherapie zu einer signifikanten Reduktion der Gehirnatrophie und der Behinderungsprogression, hatte aber keine Auswirkungen auf die Schubrate. Beim klinisch isolierten Syndrom zeigte eine Phase-2-Studie keinen Unterschied in der Schubaktivität, der Aktivität im MRT oder des MS-Risikos zwischen der Statin-Monotherapie und Placebo. Bei einer Entzündung des Sehnervs verbesserten Statine das visuelle Ergebnis, bewirkten aber keine Unterschiede hinsichtlich der Schubaktivität, der Aktivität im MRT oder dem MS-Risiko.
“Die vielfältigen Effekte von Statinen, die in der Grundlagenforschung und in Tierversuchen entdeckt wurden, lassen sich bei der schubförmig remittierenden MS nicht bestätigen. Daher kann im Moment weder eine Statin-Therapie in Kombination oder allein bei RRMS noch eine Monotherapie bei CIS empfohlen werden“, schlussfolgern die Autoren aus den Ergebnissen. Möglicherweise seien die Blutfettsenker aber bei der SPMS indiziert. Hier müssten weitere Studien erfolgen, auch um zu klären, ob dies auf immunmodulierende und neuroprotektive Effekte zurückzuführen sei.