Testosteron ermöglicht Reparatur von Nervenfasern
PARIS (Biermann) – Gemeinsam mit internationalen Kollegen haben Wissenschaftler des französischen Instituts für Gesundheit und medizinische Forschung (Inserm) an Mäusen eine unerwartete Rolle des Testosterons entdeckt. Danach ist das männliche Geschlechtshormon eine wichtige Voraussetzung für die Regeneration von Schäden an der Myelinschicht.
Die Myelinschicht um die Ausläufer von Nervenzellen ermöglicht die schnelle Informationsvermittlung zwischen Gehirn oder Rückenmark und dem übrigen Körper. Schäden an der Myelinschicht, wie sie beispielsweise bei der Multiplen Sklerose (MS) auftreten, beeinträchtigen die Übertragung von Nervenimpulsen, weshalb der Körper versucht, die Schäden zu reparieren. Im Fall der MS verlaufen diese Reparaturmechanismen aus bislang wenig bekannten Gründen jedoch unbeständig.
In seinen Arbeiten konnte das Forschungsteam nun zeigen, dass das männliche Hormon Testosteron und die entsprechenden Rezeptoren (Androgenrezeptoren) eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielen: Bei Mäusen ohne Hoden und somit ohne das von ihnen produzierte Testosteron beziehungsweise ohne Androgenrezeptoren war der spontane Reparaturprozess des
Die Rolle des Testosterons bei der Bildung des Myelins könnte nach Ansicht der Forscher ein Grund dafür sein, warum die Entwicklung demyelisierender Störungen bei Männern und Frauen unterschiedlich verläuft.
Nach Einschätzung der Forscher eröffnen die Ergebnisse neue therapeutische Perspektiven zur Behandlung der MS und könnten auch für die Erforschung psychischer Störungen oder des kognitiven Alterns von Nutzen sein.
Quelle: PNAS 2016;113:14829–14834