Trotz trüber Tage heiter bleiben
Im kalten, regnerischen November fällt es manchmal schwer, sich auf die positiven Seiten des Lebens zu konzentrieren. Für Menschen mit Multipler Sklerose ist eine stabile psychische Verfassung besonders wichtig. Streicheleinheiten für Körper und Seele machen den November schöner.
Welchen Monat mögen Sie am wenigsten? Eine Studie, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid vor einigen Jahren im Auftrag des Lifestyle-Magazins "Lenz" durchführte, zeigte ein eindeutiges Ergebnis: Bei 46 Prozent der Befragten fiel der November durch. Interessanterweise wächst die Antipathie mit den Lebensjahren. Bis zum Alter von 29 Jahren sind es rund 25 Prozent, die den elften Monat nicht mögen, bei den über 60-Jährigen dagegen 57 Prozent. Da die Monate Januar und Februar den zweiten und dritten Platz belegen, steht uns jetzt die unerfreulichste Zeit des Jahres bevor. Das trübt auch bei Gesunden die Stimmung, Menschen mit MS brauchen besonders viel Kraft, um gegen die Trübsal anzukämpfen. Aber es lohnt sich, denn eine positive Stimmung beeinflusst den Körper positiv.
Lichtmangel macht traurig
Antriebslosigkeit, Leistungstief, Lustlosigkeit, Müdigkeit und Heißhunger auf kohlehydrathaltige Nahrung, vorzugsweise auf Süßes, sind die Anzeichen für eine sogenannte saisonal abhängige Depression (SAD). In Deutschland verläuft sie vergleichsweise milde, trotzdem fühlen sich viele Menschen vom Grau in Grau bedrückt. Mit zunehmenden nördlichen Breitengraden nimmt die Problematik zu: SAD ist beispielsweise in Finnland häufiger als in der Schweiz. Im Gegensatz zur saisonal abhängigen Depression, die nur in den Wintermonaten aufritt, hat die "echte" Depression immer Saison. Sie kann sich aber in den Wintermonaten verstärken.
Grund für die miese Stimmungslage ist Lichtmangel und der damit verbundene höhere Melatoninspiegel im Blut. Dieses "Schlafhormon" wird aus Serotonin gebildet und regelt den Tag-Nacht-Rhythmus im menschlichen Körper. Bei Licht wird die Melatoninbildung gehemmt und der Spiegel des "Glückshormons" Serotonin im Blut steigt an. Deshalb hebt sich ab März die Stimmung und das Lebensgefühl ist im Frühling und Sommer besser als im Winter. Übrigens: Der Monat Mai ist laut der oben erwähnten Emnid-Umfrage der beliebteste.
Mehr Licht ins Leben bringen
Der trüben Stimmung im November lässt sich mit mehr Licht vorbeugen, indem man sich beispielsweise regelmäßig an der frischen Luft bewegt. Selbst bei grauem Himmel kann der Körper draußen Licht tanken. Es ist aber nicht nur das Licht, auch die Bewegung trägt dazu bei, die depressive Stimmung zu mildern und die Motivation zu steigern. Kann das Haus nicht mehr verlassen werden, lässt sich auch in Fensternähe von der Helligkeit profitieren. Helle Wandfarben, helle Teppiche oder ein bunter Blumenstrauß haben ebenfalls einen positiven Effekt gegen das Grau vor dem Fenster. Weil Licht die Serotonin-Produktion fördert und die Stimmung hebt, werden in den nordischen Ländern schon seit einigen Jahren öffentliche Räume wie Cafés oder Leseräume mit hellen Lampen ausgerüstet. Das lässt sich auch zu Hause umsetzen. Mindestens 2.500 bis 10.000 Lux sollte das Licht aber haben. Je höher die abgegebene Lichtmenge, umso kürzer die Bestrahlungszeit. Dann kann es schon reichen, jeden Morgen neben der Lampe zu frühstücken.
Glück geht durch den Magen
Ist die Psyche geknickt, meldet sich oft Heißhunger auf Süßes und auf Kohlenhydrathaltiges. Der Griff zu Schokolade ist besonders verführerisch. Leider setzt sich Schokolade gerne auf den Hüften ab und dann macht der Blick in den Spiegel erst recht nicht froh. Die gute Nachricht: Eine gesunde Ernährung kann ebenfalls heiter stimmen. Beispielsweise sollen Lebensmittel, die viel Folsäure enthalten, einen positiven Einfluss auf die Psyche haben. Folsäure steckt in vielen grünen Gemüsen, wie Spinat, Brokkoli oder Erbsen. Da Folsäure wasserlöslich ist, dürfen diese Gemüse nicht zu lange gewaschen und gekocht werden, denn das spült das empfindliche B-Vitamin aus. Und Kohlenhydrate stecken nicht nur in Pizza oder Chips, sondern auch in Bananen, Kartoffeln oder Nudeln. Bananen enthalten – ebenso Datteln, Feigen, Fisch oder Eier – zudem Tryptophan. Es wird zur Serotoninbildung benötigt und hebt ebenfalls die Stimmung. Damit kann sowohl der Heißhunger auf Kohlenhydrathaltiges gedeckt als auch die Produktion von Glückshormonen angekurbelt werden.
Streicheleinheiten für die Seele erhellen die Psyche
Sauna, warmes Wasser und Massagen – wenn der kalte Wind um die Ecken pfeift, leisten entspannende Auszeiten mit Wohlfühleffekt ihren Beitrag zum Stimmungsaufbau. Wer die Wärme der Sauna verträgt, sollte sie sich gönnen. Nicht allen MS-Betroffenen bekommt allerdings die Saunahitze. Sanfter, mit etwa 50 Grad, sind Infrarot-Kabinen. Auch sie schenken wohlige Entspannung. Die Temperatur von Bewegungsbädern oder Whirlpools wird eventuell auch von hitzeempfindlichen Menschen mit MS vertragen, ein vorsichtiger Versuch kann sich lohnen. Das warme Wasser entspannt. Sein Auftrieb wirkt entlastend und kann deshalb Schmerzen lindern. Eine ausgiebige Ruhepause nach dem Aufenthalt im warmen Wasser vertieft das Wohlbefinden. Ein ganz besonderes Vergnügen in der kalten Jahreszeit sind Massagen mit angewärmten, aromatischen Ölen, deren Düfte den Sommer zurückbringen. Während der Körper dabei sanft in die Entspannung gleitet, lebt die Seele wieder auf.