Verringerte Reizleitungsgeschwindigkeit kann MS verschlimmern

LÜBECK (Biermann) – Wissenschaftler der Universität Lübeck haben ein Gen identifiziert, das die Geschwindigkeit der Reizleitung in Nervenfasern kontrolliert. Wie die Forscher im „American Journal of Pathology” berichten, könnten selbst geringfügige Abnahmen der Leitungsgeschwindigkeit zu einer Verschlechterung der Symptomatik bei Menschen mit MS führen.
Da bei neurologischen Störungen wie der MS, die mit einem Absterben von Nervenzellen und entzündlichen Prozessen im Nervensystem einhergehen, eine Beeinträchtigung der nervösen Reizleitung häufig auftrete, werde die Messung der Leitungsgeschwindigkeit häufig in der Diagnostik der MS, seit neuestem auch für die Prognose des MS-Verlaufes eingesetzt, erklärte Dr. Saleh M. Ibrahim vom Institut für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universität Lübeck.
Auf der Suche nach den genetischen Grundlagen für dieses Phänomen hatten die Forscher entdeckt, dass Varianten des Inositol-Polyphosphat-4-Phosphatase (Inpp4b)-Gens die Geschwindigkeit der nervösen Reizleitung sowohl bei Versuchstieren mit künstlich ausgelöster MS (EAE) als auch bei Menschen mit MS beeinflussten.
„Diese Studie ist ein interessantes Beispiel dafür, wie minimale Veränderungen in der Reizleitungsgeschwindigkeit, die normalerweise zu keinerlei Symptomen führen, im Fall von MS oder EAE eine Verschlimmerung der Störung verursachen können“, schrieb Dr. Hans Lassmann vom Center for Brain Research der Medizinischen Universität Wien in einem Kommentar zum Artikel der Lübecker Wissenschaftler.
Da diese bei den Versuchstieren mit EAE und verminderter Reizleitungsgeschwindigkeit keinen verstärkten Myelinverlust festgestellt hatten, bleibe weiterhin unklar, welcher neurobiologische Mechanismus der Inpp4b-assoziierten Beeinträchtigung der Reizleitung zugrunde liege, schrieb Lassmann. Möglicherweise sei das Gen am Calciumionenstrom in den