Vier neue Risikogene für Multiple Sklerose entdeckt

MÜNCHEN (Biermann) – Wissenschaftler des Max- Planck-Instituts für Psychiatrie und der Technischen Universität München (TUM) haben bei deutschen Betroffenen vier neue Risikogene für Multiple Sklerose (MS) identifiziert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei der Entwicklung der MS zelluläre Mechanismen eine Rolle spielen könnten, über die Umwelteinflüsse die Aktivität von Genen beeinflussen.
„Alle vier Gene sind wichtig für regulatorische Prozesse in Immunzellen. Interessanterweise stehen sie in Zusammenhang mit epigenetischen Mechanismen. Das sind Lesezeichen im Genom, die durch Umwelteinflüsse gesetzt werden und Gene steuern können“, erklärte Prof. Bernhard Hemmer, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der TU München sowie Vorstandssprecher des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS). Zu den wichtigsten epigenetischen Mechanismen, die die genetische Aktivität steuern, zählt die Methylierung, das Anhängen einer Methylgruppe an den DNA-Strang.
Nach Ansicht der Forscher erweitern die Studienergebnisse das Verständnis von genetischen Einflüssen auf die Entstehung von MS: „Da das Risiko, eine MS zu entwickeln, nur in begrenztem Maße erblich ist, sind auch Umweltfaktoren als Ursache der Störung entscheidend. Diese können über epigenetische Mechanismen die Aktivität von MS-relevanten Genen verändern. Wir haben nun Hinweise darauf gefunden, dass die Regulation der Methylierung eine Schnittstelle sein könnte, an der genetische und umweltbedingte Risikofaktoren für MS ineinander greifen“, erklärte Prof. Bertram Müller-Myhsok, Leiter der Forschungsgruppe für statistische Genetik am Max- Planck-Institut für Psychiatrie.
Quellen
Sci. Adv. 2016;2:e1501678; Pressemitteilung Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose, 20.06.2016