Was bedeutet eigentlich „evozierte Potentiale“?

Spricht man von „evozierten Potentialen“, ist eine Untersuchung zur Funktion bestimmter Nerven gemeint. Diese zählt zu den wichtigsten Methoden im Rahmen der Diagnosestellung einer Multiple Sklerose. Denn das elektrophysiologische Verfahren kann zeigen, wie gut Nervenbahnen Signale weiterleiten: Ist die Funktion der Nervenbahnen bei Menschen mit MS gestört, messen evozierte Potenziale eine verringerte Leitgeschwindigkeit.
Dazu werden einzelne Sinnesorgane oder Nerven gereizt. Betrifft dies die visuelle Reizung des Auges, spricht man von visuell evozierten Potenzialen (VEP).
Zu Beginn dieser Untersuchung werden Elektroden an der Stirn und am Hinterkopf fixiert. In einem abgedunkelten Raum zeigt ein Bildschirm ein bewegtes Schachbrettmuster. Im Zentrum des Schachbretts befindet sich ein roter Punkt, den die Patientin bzw. der Patient ständig im Blick behalten muss. Da jedes Auge separat untersucht wird, ist das andere während des Tests mit einer Klappe abgedeckt. Bei einem gesunden Sehnerv lässt sich bereits nach etwa 100 Millisekunden eine Reizantwort messen. Liegt eine Nervenschädigung vor, brauchen Impulse länger, um in der Hirnrinde anzukommen und eine Antwort auszulösen. Eine solche verlangsamte Leitgeschwindigkeit ist ein entscheidender Hinweis auf das Vorliegen einer MS.