Welche Rolle spielen Infektionen für das Entstehen einer MS?

LONDON (Biermann) – Die Ursachenforschung in Sachen Multipler Sklerose (MS) führt zu immer mehr Belegen, dass die genetische Veranlagung eines Menschen, aber auch Umweltfaktoren wie Sonnenlicht, die Vitamin-D-Versorgung und Krankheitserreger zur Entstehung der neurologischen Störung beitragen. In einem Web-Blog hat die britische MS-Gesellschaft Ende Juni eine Bestandsaufnahme veröffentlicht, was bisher über die Rolle von Viren und Bakterien bei MS bekannt ist.
Verwirrte Immunzellen
Die MS ist eine Autoimmunstörung, bei der das körpereigene
Bislang konnte kein einzelner bakterieller oder viraler MS-Trigger gefunden wurde, nimmt die Zahl der Belege dafür zu, dass bestimmte Infektionen das Risiko von Menschen beeinflussen, eine MS zu entwickeln.
Epstein-Barr-Virus
Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist das bislang am besten untersuchte Virus im Zusammenhang mit der MS. Der Großteil der Menschen kommt im Laufe seines Lebens mit dem Virus in Kontakt. Entsprechend besitzt die Mehrheit der Bevölkerung
Eine Reihe von Studien hat nun gezeigt, dass Menschen mit einem hohen Antikörpertiter gegen EBV ein größeres MS-Risiko besitzen. Umgekehrt haben Menschen, die sich nie mit EBV infiziert haben, ein geringeres MS-Risiko.
Derzeit untersuchen Forscher die biologischen Auswirkungen des Epstein-Barr-Virus auf das Immunsystem und versuchen herauszufinden, wie dies zur Entstehung der MS beiträgt.
Humanes Herpes-Virus 6
Australische Wissenschaftler haben entdeckt, dass das menschliche Herpes-Virus 6 (HHV-6) an der Entwicklung einer MS beteiligt sein und
Clostridium perfringens Typ B
Im Jahr 2013 wurde eine Studie veröffentlicht, die darauf hindeutet, dass ein Gift des Bakteriums Clostridium perfringens Typ B die
Chlamydophila pneumoniae
Ein weiteres Bakterium, das mit dem Auftreten der MS in Zusammenhang gebracht wurde, ist Chlamydophila pneumoniae, ein Verursacher von Atemwegsinfekten und Lungenentzündung. Die Verbindung zwischen dem Bakterium und der Multiplen Sklerose besteht bislang nur theoretisch, allerdings haben Forscher das Erbgut des Erregers in der Rückenmarksflüssigkeit einiger MS-Betroffener nachgewiesen. Daraus entwickelte sich die Theorie, eine Langzeitbehandlung mit hochdosierten Antibiotika könnte möglicherweise die Infektion und die MS-Symptome lindern.
Entsprechende Therapieversuche haben in kleinen Studien und Fallstudien bislang allerdings zu widersprüchlichen Ergebnisse geführt.
Zukünftige Forschungsansätze
Die britische MS-Gesellschaft unterstützt derzeit zwei Forschungsprojekte, die die Rolle von Infektionen bei der Entstehung der MS untersuchen. Das eine geht der Frage nach, ob systemischen Infektionen wie Erkältungen einen Einfluss auf die Progression haben, das andere fokussiert auf die Rolle von EBV bei MS. Unter der Leitung von Dr Jill Brookes untersuchen die Wissenschaftler, wie das Immunsystem von Menschen mit MS auf eine EBV-Infektion reagiert und wie dies zu Schäden am