Weltrekord bei "Grenzen überschreiten 2010"
Grenzen überschreiten – Ländergrenzen und eigene Grenzen – das war das Ziel von Sabine Löwenthal und ihrem Lebenspartner Christian Rusterholz, der seit 2003 mit der Diagnose MS lebt. Gemeinsam mit ihren Freunden Jan Kunkel und Thomas Ramadan sind sie 1730 Kilometer auf Inlineskates bzw. dem Fahrrad von Dänemark durch Deutschland in die Schweiz gefahren. Wir haben mit Sabine Löwenthal über die 17-tägige Tour gesprochen, bei der sie einen neuen Weltrekord aufstellte.
Was haben Sie gedacht, als Sie in Zürich über die Ziellinie
gefahren sind?
Ich hatte einen Kloß im Hals. Die Tour war für mich etwas Besonderes. Ich bin früher schon längere Touren mit den Inlinern gefahren, aber dieses Mal war ich emotional viel mehr eingebunden, weil ich mit Christian zusammen gefahren bin. Ich schätze sehr, welche hervorragende Leistung er vollbracht hat.
Was bedeutet Christian die Tour?
Christian bedeutet die Tour sehr viel. Er hat mir erzählt, dass ihm bei der Anfahrt auf das Ziel Tränen über die Wangen gelaufen sind. Natürlich ist er stolz, dass er mit der MS 1730 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt hat. Zudem freut es ihn, dass er mit der Tour anderen Menschen mit MS Mut machen und ihnen zeigen kann, dass man Ziele erreicht, wenn man sie erreichen will.
Was bedeutet die Tour für Sie beide als Paar?
Aufgrund von Christians MS-Erkrankung gibt es im Alltag viele Situationen, in denen ich ihn unterstützen muss. Ich trage beispielsweise die Einkaufstaschen oder die schweren Kisten. Bei der Tour habe ich zwar auch oft den Koffer ins Hotelzimmer getragen, aber es gab auch viele Situationen, in denen er mir geholfen hat. Beispielsweise, wenn ich mich an seinem Fahrrad festgehalten habe, weil ich Angst hatte, mit den Inlinern den steilen Berg runter zu fahren. So hat er mich heil ins Tal gebracht. Solche Situationen motivieren ihn und geben ihm Mut, weil sie ihm verdeutlichen, dass nicht nur ich ihm helfe, sondern dass er mich auch unterstützen kann.
Was nehmen Sie von der Tour in den Alltag mit?
Ich habe die Bestätigung bekommen, dass wir ein richtig gutes Team sind. Wir haben uns ohne große Worte verstanden und waren uns einig, dass wir die Tour durchziehen. Auch wenn wir manchmal an der Grenze unserer körperlichen Leistungsfähigkeit waren. Aber er hat mich immer wieder motiviert, ich musste ihn eigentlich nie motivieren.
Was war die schönste Situation in der Tour?
Eine der schönsten Situationen war unser Empfang in Freiburg. Die Schwester von Thomas arbeitet in einem Restaurant in Freiburg. Sie hat mit ihren Kollegen einen Willkommensgruß auf einer Brücke mit Sekt und frischen Erdbeeren organisiert. Wir saßen auf der Brücke an einem festlich dekorierten Tisch und Köche mit weißen Hüten haben uns bedient. Das war unglaublich schön.
Welche Situation war am schwierigsten für Sie?
Am achten Tag der Tour hat es nur geregnet. Wir mussten einen matschigen Waldweg mit Kieselsteinen fahren und hierbei 1200 Höhenmeter zurücklegen. Als wir an einer Bundesstraße vorbei kamen, haben wir uns entschieden, auf ihr zu fahren. Das war ziemlich gefährlich. Wenn uns LKWs überholten, haben uns die Fahrer den Vogel gezeigt und gehupt. Aber wir hatten an diesem Tag einfach keine Alternative, denn mit den Inlinern konnte ich auf dem Waldweg nicht fahren. Die Tagestour hat elf Stunden gedauert und war die anstrengendste Etappe der gesamten Tour.
Bei der Tour "Grenzen überschreiten" haben Sie versucht, einen Weltrekord für das „Guinnessbuch der Rekorde“ aufzustellen.
Sie wollten als erste Frau 1000 Meilen auf Inlineskates fahren.
Das haben Sie jetzt geschafft, oder?
Ich habe den Weltrekord zunächst für mich geschafft. Aber ja: Ich stehe nun auch im "Guinnessbuch der Rekorde". (lacht)