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Wieso hören wir Musik?

Man geht davon aus, dass Musik schon immer ein Teil der menschlichen Kultur war und die Liebe zur Musik tief in uns liegt. Allerdings ist noch nicht gänzlich erforscht, wo und wie das Gehirn Musik verarbeitet und warum Musik überhaupt einen so großen Einfluss auf unsere Emotionen haben kann. Es gibt Anhaltspunkte, dass Menschen nicht nur einen Sprachinstinkt, sondern auch einen Musikinstinkt besitzen. Obwohl noch unklar ist, wie sich dieser entwickelt haben mag.

Das Thema Musik und ihre Wirkung auf das Gehirn ist auch erst in den letzten 20 Jahren in das Bewusstsein von Neurologen gerückt. Vor 1980 gab es so gut wie keine Publikationen zu diesem Thema. Dank neuer Techniken, die die Beobachtung des lebenden Gehirns ermöglichen, während Menschen Musik hören, musizieren und sogar komponieren, wächst der Bestand an Arbeiten über die neuronalen Grundlagen der musikalischen Wahrnehmungen und Vorstellung sowie die komplexen, oft auch bizarren Störungen, die in diesem Bereich auftreten können.

Eine sehr interessante Erkenntnis, die durch Beobachtung an Hirnversehrten und gesunden Testpersonen sowie mit Hilfe von bildgebenden Verfahren (wie z. B. MRT) gewonnen werden konnte, ist, dass es im Gehirn offenbar kein spezielles Musikzentrum gibt. Beim Hören von Musik oder beim Musizieren werden verschiedene, teilweise weit entfernte Hirnareale angesprochen und stimuliert. Oft sind dies Bereiche im Gehirn, die sonst andere kognitive Funktionen ausüben.

Auch ändert sich die Reaktion im Gehirn abhängig von der Erfahrung und musikalischen Betätigung. Das ist besonders bei der vergleichsweise geringen Anzahl von Sinneszellen erstaunlich – im Vergleich 3.500 Haarzellen im Innenohr stehen 100 Millionen Lichtrezeptoren im Auge gegenüber. Dennoch verändert sich das Gehirn schon nach wenigen Musikübungen und nimmt musikalische Reize anders auf als zuvor. So hat eine Studie von Christo Pantev aus dem Jahr 1988 gezeigt, dass bei Musikern, die Klaviermusik hören, eine um 25% stärkere Reaktion der Hörregionen verzeichnet werden konnte als bei Nichtmusikern.

Außerdem sind die auf Musik reagierenden Bereiche im Gehirn größer, je eher in der Kindheit mit dem Musizieren begonnen wurde. Anscheinend wächst mit dem Grad musikalischer Betätigung die Anzahl der die Musik verarbeitenden Nervenzellen in der Hörrinde und das Gehirn organisiert sich unter dem intensiven Einfluss von Musik um.

Daher nimmt man an, dass Musikerziehung die kindliche Entwicklung beschleunigt. In diversen Studien bemühten sich die Forscher, einen Zusammenhang zwischen den verschiedensten Arten und Weisen der Musik und Klugheit bei Kindern unterschiedlicher Altersstufen herzustellen.

In einer kanadischen Studie an der McMaster University Ontario untersuchten Forscher die Hirntätigkeit Vier- und Fünfjähriger beim Hören von Klaviermusik, Geigenmusik und reinen Tönen. Bei Kindern, die durch ihr häusliches Umfeld viel Musik hörten, reagierten die Bereiche im Gehirn stärker als bei den Kindern, bei denen Musik keine so große Rolle spielte. Dabei entsprachen die Reaktionen der an Musik gewöhnten Kinder denen von drei Jahre älteren Kindern.

Allerdings spricht auch der Umstand, dass Berufsmusiker in der Regel keinen höheren Intelligenzquotienten haben als Nichtmusiker, für sich. Als erwiesen gilt jedoch, dass das Hören angenehmer Musik kurzfristig die kognitive Leistungsfähigkeit erhöht. Dabei muss es nicht immer Klassik sein, entscheidend ist auch der Musikgeschmack.

Auf der anderen Seite gibt es aufgrund der Komplexität der Vorgänge im Gehirn bei der Verarbeitung von Musik auch viele Ausfälle und Pannen. Es gibt Mensche, bei denen die musikalische Einbildungskraft exzessiv und unkontrollierbar wird, Musik kann Krampfanfälle auslösen oder musikalische Halluzinationen hervorrufen.

Wenn Sie mehr über die faszinierende Wirkung von Musik auf das Gehirn erfahren möchten, dann möchten wir Ihnen hier eine Neuerscheinung zu diesem Thema vorstellen.

Quelle:

„Wie Musik im Gehirn spielt“, Norman M. Weinberger, 20.05.2005;
www.gehirn-und-geist.de/artikel/837682
www.welt.de/wissenschaft/article809008/Wie_Musik_schlau_macht.html
„Der einarmige Pianist“, Oliver Sacks, 02.06.2008, Rowohlt Verlag