18.10.2023 – Gesundheit & Psyche

MS & Psyche: Sind MS-bedingte Depressionen behandelbar?

Diese Frage, die viele MS Betroffene beschäftigt, hat uns Dr. med. Markus Heibel beantwortet, der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Sauerlandklinik Hachen.
Mann schaut melancholisch aus dem Fenster

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, ist bei Menschen mit Multipler Sklerose erhöht: Nahezu jeder zweite MS Patient ist im Lauf des Lebens betroffen. Ein zentrales Symptom der Depression ist die Antriebslosigkeit. Hinzu kommen meist eine rasche Erschöpfbarkeit und Energielosigkeit sowie Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Körperliche Symptome einer Depression können Appetit- und Gewichtsveränderungen sein, aber auch Müdigkeit und Schlafprobleme sowie Störungen des Sexuallebens. Wichtig ist bei MS Erkrankten, dass eine mögliche Depression abgegrenzt wird gegen eine Fatigue oder Kognitionsstörung, die ähnliche Symptome aufweisen können.

Aufgrund der Symptomatik ist der berufliche Alltag ebenso wie der zwischenmenschliche Kontakt mit einer Depression nur schwierig zu bewältigen. Dennoch bleibt die Depression Schätzungen zufolge bei einem Viertel der MS Erkrankten unbehandelt. Ich möchte deshalb alle Betroffenen ermutigen, solche Beschwerden ernst zu nehmen und sie gegenüber ihrer Ärztin oder ihrem Arzt offen anzusprechen. Denn die Depression ist eine Erkrankung und ist sie einmal erkannt, kann sie auch behandelt werden. Neben verschiedenen Medikamenten, die ärztlicherseits verschrieben werden können, spielen hier auch die Psychotherapie und die psychologische Beratung eine große Rolle.

Bei uns in der Klinik ist die psychologische Beratung inzwischen ein fester und enorm wichtiger Baustein des Leistungsspektrums. Im Rahmen von Einzelberatungen können entlastende Gespräche geführt und auch Bewältigungsstrategien vermittelt sowie eingeübt werden. Dabei werden verhaltens- und hypnotherapeutische, systemische und achtsamkeitsbasierte Methoden angewendet. Wir bieten aber auch Gruppengespräche an. Neben Themen wie Krankheits- und Selbstakzeptanz werden hier auch solche wie Resilienz, Stressbewältigung, Umgang mit Fatigue, Ängsten und die depressive Symptomatik besprochen.“

Dr. med. Markus Heibel, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Sauerlandklinik Hachen, August 2023.