18.07.2023 – Wissenschaft & Forschung

Salz als Auslöser für Autoimmunerkrankungen?

BERLIN (Biermann) – Wer zu viel Salz isst, schwächt die Energieversorgung von regulatorischen T-Zellen. Das kann sich auf den Schutz vor Autoimmunreaktionen auswirken, wie eine europäische Studie zeigt.
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Eine salzreiche Ernährung, wie sie in vielen westlichen Gesellschaften üblich ist, beeinträchtigt nicht nur den Blutdruck und das Herz-Kreislauf-System. Sie kann auch negative Auswirkungen auf die Regulation des Immunsystems haben. Denn Salz bremst regulatorische T-Zellen (Tregs) aus, indem es ihren Energiehaushalt beeinträchtigt. Das berichtet ein belgisch-deutsches Forschungsteam. Die Ergebnisse könnten den Wissenschaftlern zufolge die Erforschung von Autoimmun- und kardiovaskulären Erkrankungen voranbringen.

Bereits vor einigen Jahren hat das Team gezeigt, dass zu viel Salz in unserer Ernährung den Stoffwechsel und die Energiebilanz bestimmter Zellen des angeborenen Immunsystem negativ beeinflussen kann. Monozyten oder Makrophagen funktionieren dann nicht mehr richtig, weil das Salz ihre Mitochondrien schwächt. Nun fragten sich die Forschungsgruppen, ob übermäßiger Salzkonsum auch bei Zellen des adaptiven Immunsystems wie den Tregs ein ähnliches Problem auslösen könnte.

Tregs: Wichtige Immunregulatoren

Tregs halten fehlgeleitete Immunzellen in Schach, die sich gegen den eigenen Körper richten, und sorgen dafür, dass Immunreaktionen kontrolliert ablaufen, ohne den Organismus zu schädigen. Eine Fehlfunktion der Tregs könnte dazu führen, dass sich Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose entwickeln. Erst kürzlich konnten Forschende zeigen, dass die Mitochondrien der Tregs bei Betroffenen schlechter arbeiten. Die Ursachen blieben jedoch unklar.

Die aktuelle Studie hat nun nachgewiesen: Salz stört die Treg-Funktion, indem es die Energieerzeugung in Mitochondrien hemmt und den zellulären Stoffwechsel verändert. Der Mechanismus besteht darin, dass eine hohe Salzkonzentration außerhalb der Zelle die Natrium-Konzentration in der Zelle erhöht und so die Elektronentransportkette in den Zellen stört. Dies wiederum führt rasch dazu, dass weniger Proteine, die für eine reibungslose die Funktion der Tregs notwendig sind, dafür aber mehr entzündungsfördernde Proteine produziert werden.

Selbst wenn die Forschenden die Mitochondrienfunktion nur kurz unterbrachen, hatte dies in verschiedenen Versuchsmodellen langanhaltende Folgen für die Leistungsfähigkeit und die immunregulierende Kapazität der Tregs. Entsprechend deuten die Erkenntnisse den Forschern zufolge darauf hin, dass Salz möglicherweise zu Fehlfunktionen der Tregs bei verschiedenen Krankheiten beiträgt. Das muss allerdings in weiteren Studien bestätigt werden.