13.01.2023 – Wissenschaft & Forschung

Licht lindert MS-bedingte Fatigue

WIEN (Biermann) – Multiple Sklerose wird oft von Fatigue begleitet, die als besonders belastend empfunden wird. Forschende aus Wien zeigen nun, dass Licht eine vielversprechende Behandlungsoption sein könnte.
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Zu den belastendsten Begleiterscheinungen der Multiplen Sklerose (MS) zählt die Fatigue, eine massive Müdigkeit, die die Betroffenen psychisch und physisch stark beeinträchtigt. Linderung verspricht eine Lichttherapie, wie eine Forschungsgruppe der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Wien und AKH Wien herausgefunden hat: Schon nach 14 Tagen Anwendung trat bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie eine messbare Verbesserung ihrer geistigen und körperlichen Belastbarkeit ein.

Um auszuschließen, dass die von den teilnehmenden Personen berichtete Erschöpfung nicht auf Schlafstörungen zurückzuführen war, wurden sie zu Studienbeginn schlafmedizinisch untersucht. „Dadurch haben wir sichergestellt, dass die MS-Patientinnen und -Patienten mit Fatigue zum Beispiel nicht unter einer Schlafapnoe oder periodischen Beinbewegungen im Schlaf leiden. Beides sind Schlafstörungen, die im Alltag zu Fatigue führen können“, erklärt Studienleiter Stefan Seidel.

Verbesserte Leistungsfähigkeit

Für die Behandlung wurden die 26 Probandinnen und Probanden dann mit handelsüblichen Lichtquellen für die Selbstanwendung zuhause ausgestattet: Die Hälfte der Personen erhielt eine Tageslichtlampe mit einer Helligkeit von 10.000 Lux, die andere Hälfte eine baugleiche Lampe, die aufgrund eines Filters rotes Licht mit einer Intensität von weniger als 300 Lux abgab. Während das von der Kontrollgruppe eingesetzte rote Licht keine Auswirkungen zeigte, konnten die Forschenden bei der anderen Gruppe bereits nach 14 Tagen messbare Veränderungen feststellen: Die Personen, die täglich eine halbe Stunde die helle Tageslichtlampe benutzten, wiesen nach dieser Zeitspanne bereits eine verbesserte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit auf. Darüber hinaus berichteten die Teilnehmenden, die sich den 10.000 Lux ausgesetzt hatten, im Vergleich zur Kontrollgruppe über eine geringere Tagesschläfrigkeit.

Bis zu 99 Prozent Betroffene

Unter Fatigue leiden 75 bis 99 Prozent der MS-Betroffenen. Als eine der Ursachen wird die durch MS ausgelöste Nervenschädigung diskutiert. Neben Verhaltensmaßnahmen wie regelmäßigen Ruhepausen stehen zur Linderung von Fatigue derzeit verschiedene Medikamente zur Verfügung, die aber teils mit starken Nebenwirkungen verbunden sind. „Die Erkenntnisse aus unserer Studie stellen einen vielversprechenden nichtmedikamentösen Therapieansatz dar“, bekräftigt Seidel.

Eine Bestätigung der Ergebnisse durch Folgestudien größeren Ausmaßes steht noch aus. Auch die genauen Hintergründe der belebenden Wirkung von Lichttherapie bei MS sollen Gegenstand weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen sein.