09.06.2022 – Wissenschaft & Forschung

Was bedeutet eigentlich „Neuroplastizität“?

RRMS, PML oder EDSS – wer sich mit dem Thema Multiple Sklerose beschäftigt, stößt oft auf komplizierte Fachbegriffe oder unverständliche Abkürzungen. Unsere Serie „Was bedeutet eigentlich…?“ erklärt die wichtigsten Begriffe rund um die MS. Heute: „Neuroplastizität“.
Frau überlegt, Fragezeichen im Hintergrund

Um den Begriff Neuroplastizität zu verstehen, lohnt es sich, zunächst den Aufbau unseres Gehirns genauer zu betrachten – und damit etwa 100 Milliarden Nervenzellen. Die Mehrheit davon wird bereits im Mutterleib gebildet. Dennoch wiegt das Gehirn eines Säuglings nur etwa ein Viertel so viel, wie das eines Erwachsenen. Das spätere Gewichts- und Größenwachstum beruht unter anderem auf der massiven Zunahme an Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen: Jedes Neuron ist durch 1.000 bis 10.000 dieser sogenannten Synapsen mit anderen Neuronen verbunden. Diese Verbindungsstellen werden im Lauf des Lebens immer wieder umorganisiert.  Dabei bleiben jeweils diejenigen bestehen, die gerade gebraucht beziehungsweise häufig genutzt werden: Lernen lohnt sich also lebenslang.

Neuroplastizität bei Multiple Sklerose

Die Fähigkeit unseres Gehirns, sich in seiner Struktur und Funktion veränderten Bedingungen und neuen Anforderungen anzupassen, wird wissenschaftlich als Neuroplastizität bezeichnet.  Bei Menschen mit Multipler Sklerose ist das Gehirn auf diese Weise bis zu einem gewissen Grad sogar in der Lage, einen Teil der MS-bedingten ZNS-Schädigungen zu kompensieren. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, werden im Rahmen der Neurorehabilitation individuelle Therapiepläne erarbeitet und eingesetzt.