06.10.2022 – Ernährung & Sport

ask the expert: MS und Milch

„Spielt Milch eine Rolle bei der Entstehung von MS – und sollten Betroffene besser auf Milchprodukte verzichten?“ Es antwortet Dr. med. Markus Heibel, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Sauerlandklinik Hachen.
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Ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kuhmilchprodukten und der MS-Prävalenz wird seit den 1990er Jahren diskutiert. Nun zeigt eine aktuelle Studie der Universitäten Bonn und Erlangen-Nürnberg, dass Milch tatsächlich die Symptome von MS verstärken kann.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass das Kuhmilch-Protein Casein bei Mäusen eine Autoimmun-Reaktion auslöst, die sich gegen ‚Isolierschicht‘ um die Nerven, die Myelinschicht, richtet und diese schädigt. Zu dieser so genannten Kreuzreaktion kommt es, weil das Milchprotein der Kuhmilch einem Eiweiß ähnelt, das für die Produktion von Myelin wichtig ist. Die körpereigene Abwehr verwechselt diese beiden Moleküle also und attackiert fälschlicherweise auch die körpereigene Substanz.

Für Mäuse konnte dieser Zusammenhang in der Studie nachgewiesen werden, man fand aber auch Hinweise auf einen ähnlichen Mechanismus im Menschen. Betroffen sind Gruppen, die gegen Casein allergisch sind. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen diesen Personen, auf Kuhmilchprodukte zu verzichten. Aktuell arbeitet die Forschergruppe an einem Selbsttest, mit dem Betroffene herausfinden können, ob sie entsprechende Antikörper in sich tragen. Die Studie schließt übrigens nicht aus, dass Casein auch bei gesunden Menschen Allergien auslösen und das Risiko erhöhen könnte, an MS zu erkranken. Die Autorinnen und Autoren verweisen auf weitere Studien, die zeigen, dass die MS-Zahlen in Bevölkerungsgruppen erhöht sind, in denen viel Kuhmilch konsumiert wird.