09.06.2022 – Gesundheit & Psyche

Krieg in der Ukraine: Unterstützung für Menschen mit MS

Durch den Krieg in der Ukraine befinden sich auch viele MS-Erkrankte auf der Flucht. Die DMSG unterstützt hier mit Informationen – und fordert Schnellverfahren zur Registrierung von Menschen mit chronischen Krankheiten und Behinderungen.
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Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine haben nach Angaben der UNO Flüchtlingshilfe rund 6,8 Millionen Menschen in Anrainerstaaten geflohen.  Innerhalb der Ukraine sind ebenfalls mehrere Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Kriegsgeschehen. Unter diesen Flüchtenden befinden sich auch viele Menschen mit MS. Schätzungen der DMSG zufolge sind bis Mitte April 2022 bereits rund 500 Betroffene nach Deutschland geflohen – insbesondere Frauen. 

Behinderungen erschweren Flucht zusätzlich

Die Flucht bedeutet häufig harte Strapazen und lange Wege – auch zu Fuß. Daher ist davon auszugehen, dass viele Personen, die auf Gehhilfen, Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind, das Land vermutlich nicht verlassen konnten. „Uns haben vereinzelt Berichte über in ihren Wohnungen in umkämpften Städten ausharrende MS-Erkrankte mit Behinderungen erreicht“, berichtet Herbert Temmes, Bundesgeschäftsführer der DMSG. „Wir sind in Kontakt mit Hilfsorganisationen in der Ukraine, um diesen Menschen vor Ort zu helfen.“ 

Appell des Deutschen Behindertenrates

Die DMSG schließt sich eindringlich dem Appell des Deutschen Behindertenrates an: „Menschen mit Behinderungen dürfen in dieser humanitären Notlage nicht vergessen werden. Wir sorgen uns um ihren Schutz und ihre Sicherheit besonders. Denn für Menschen mit Behinderungen sind Fluchtoptionen enorm eingeschränkt, insbesondere, wenn sie in Heimen leben. Sie müssen deshalb im besonderen Fokus von Evakuierungsanstrengungen und Hilfsprogrammen stehen!“ 

DMSG fordert Schnellverfahren zur Registrierung

Für Herbert Temmes zeigen die bisherigen Erfahrungen mit geflüchteten MS-Erkrankten, dass es vor allem darum geht, ihnen rasch Zugang zu unserem Gesundheitssystem zu ermöglichen. Er warnt, dass die Belastungen durch die Flucht und auch die damit verbundenen Infektionsrisiken die MS aktivieren können und betont: „Die Therapie von Schüben und die Fortführung der Immuntherapien muss unverzüglich geleistet werden können, ebenso die notwendigen Kontrolluntersuchungen. Wochenlanges Warten auf eine Registrierung und damit kein Zugang zu deutschen Ärzten oder Kliniken ist für MS-Erkrankte gefährlich.“ Die DMSG fordert daher die Einrichtung eines Schnellverfahrens (Fast-Tract) für die Registrierung von Menschen mit chronischen Krankheiten und Behinderungen. 

DMSG engagiert sich auf unterschiedlichen Ebenen

Um Geflüchteten den Zugang zur Behandlung zu ermöglichen, stellt die DMSG unter anderem spezielle Informationen in ukrainischer Sprache bereit. Zusätzlich bieten DMSG-Mitarbeitende mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen entsprechende Beratungen an. Die DMSG richtet außerdem auf Bundesebene eine zentrale Stelle ein, um Geflüchteten juristische sowie sozialpädagogische Hilfe zukommen zu lassen. Auf europäischer Ebene ist die DMSG über die Europäische MS-Plattform EMSP vernetzt. Auch Kontakt zu Mitgliedern der ukrainischen MS-Gesellschaften und -Gruppen besteht und hilft dabei, dass Geflüchtete Zugang zu ihren MS-Therapien erhalten.

„Menschen, die aus der Ukraine zu uns fliehen, um vor den Schrecken des Krieges in Sicherheit zu kommen, leiden bereits allein aufgrund der Kriegssituation“, so Bundespräsident a.D. Christian Wulff, Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes. „MS-Erkrankte tragen eine zusätzliche Belastung mit sich, da zum Beispiel die Medikamentenversorgung und medizinische Betreuung sichergestellt werden müssen. Das kann Unsicherheiten auslösen, denen die DMSG vorausblickend entgegenwirken möchte.“